„Ich soll… was?!“ – Aufgaben im Vorstellungsgespräch

Vorstellungsgespräche sind bekanntermaßen nicht jedermanns Liebling. Auf dem Präsentierteller kommt schnell das Gefühl auf, dass man irgendeine Prüfung bestehen muss. Eine Situation von der man eigentlich dachte, sie mit dem Ende des Studiums los zu sein. Aber nein, eine Hürde ist da noch.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man dankbar sein kann, wenn man ein ganz normales Vorstellungsgespräch führt. Normal im Sinne: Das Unternehmen stellt sich vor, ich stelle mich vor, man redet über Tätigkeiten und Kompetenzen und geht auseinander. Manchmal kommt es aber auch anders: Mehrfach haben wir erlebt, dass wir vor dem eigentlichen Gespräch mit den Verantwortlichen eine Aufgabe bearbeiten sollten. Mal wussten wir im Vorfeld davon, mal war es eine Überraschung! Aber der Reihe nach…

Die Pressemitteilung

Es ging um eine Stelle als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Was liegt da näher als den Bewerbern ohne Vorankündigung die Aufgabe zu geben, eine Pressemitteilung zu schreiben? Vorhandene Hilfsmittel: Ein Abstract auf Englisch, ein Computer mit Textverarbeitungsprogramm und mein Kopf. Zum Glück hatte ich einen Tag vorher noch einen Blick in meine Unterlagen aus dem Workshop zu PR- und Öffentlichkeitsarbeit geworfen… Ich hatte insgesamt 30 Minuten für die Aufgabe und eine vorgegebene Wortanzahl. Viel Zeit zum Überlegen gab es da nicht.
Im Gespräch selbst wurde kein Bezug auf die Aufgabe genommen. Für die Besetzung der Stelle aber war der Text ein wichtiges Kriterium.

Die Analyse

Als Bewerberin auf eine Position als Media-Consultant in einer renommierten Wochenzeitung sollte ich angekündigt eine Aufgabe bearbeiten. Ich sollte dabei eine Ausgabe eines Magazins des Verlags hinsichtlich mehrerer Fragestellungen analysieren. Eine Stunde hatte ich zur Beantwortung der Fragen Zeit – eine Zeit, in der die Aufgabe sehr gut lösbar war.

Die Hausaufgabe

Tatsächlich gibt auch Fälle in denen es anders herum läuft: Man soll nichts vor- sondern nachbereiten. So erlebt habe ich es in einem Vorstellungsgespräch als Trainee in einem mittelständischen Unternehmen im Bereich Public Relations. Zunächst sollte ich im Vorstellungsgespräch Aufgaben bearbeiten, die typisch für eine Trainee-Tätigkeit sind, wie Recherche, Entwurf von Texten, etc. Die Aufgaben habe ich während des Vorstellungsgesprächs bearbeitet. Bei Fragen saß mir eine Mitarbeiterin des Unternehmens gegenüber, die u. a. vorher das Gespräch mit mir führte und nun selbst weiterarbeitete. Nachdem ich fertig war, besprachen wir die Aufgaben. Darüber hinaus hat sie mir weitere Aufgaben mitgegeben, die ich zu Hause bearbeiten sollte.

Fertiggestellt geschweige denn abgegeben habe ich die Aufgaben jedoch nie. Der Start in das Gespräch von Seiten des Unternehmens war sehr holprig. Außerdem kam die Chefin während des Vorstellungsgesprächs ins Zimmer ohne mich zu beachten geschweige denn sich mir vorzustellen. Dieser Eindruck reichte mir, mich gegen das Unternehmen zu entscheiden.

Der vorgegebene Vortrag

Ein Vortrag im Vorstellungsgespräch. Wer sich gut vorbereitet, kann hier punkten.

Ein Vortrag im Vorstellungsgespräch. Wer sich gut vorbereitet, kann hier punkten.

Für ein Vorstellungsgespräch als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Weiterbildungseinrichtung an einer Universität habe ich mit der Einladung zum Gespräch die Aufgabe erhalten, eine Präsentation vorzubereiten. 15 Minuten Länge waren für den Vortrag vorgegeben. Ebenso vorgegeben war das Thema des Vortrags, das an die späteren Tätigkeiten angepasst war.
In diesem Fall habe ich schon vorher eine Menge Arbeit in die Vorbereitung auf das Gespräch gesteckt, denn ein gelungener Vortrag fällt nicht vom Himmel. Einarbeitung ins Thema, Überlegungen zum Inhalt und zur Gliederung, Erstellung der Folien, Übung des Vortrags. Mehrere Stunden habe ich mich allein auf die Präsentation vorbereitet, ganz zu schweigen von der Vorbereitung auf andere Themen des Termins. Hatte ich eine Wahl? Nein, nicht, wenn ich den Job haben wollte.
Nachdem ich den Vortrag präsentiert hatte, wurden mir noch Fragen zum Thema gestellt und das Gespräch nahm einen normalen Lauf.

Achtung! Ich sollte auch schon einmal einen Vortrag zu einem Thema meiner Wahl halten. Hier geht es oft nur darum, dass der zukünftige Arbeitgeber Präsentationsfähigkeiten prüfen möchte. Bitte versucht euch dabei klar zu machen, dass euer Gegenüber kein Interesse an kniffligen Details eurer Dissertation hat. Damit kann man Personaler schnell langweilen. Bei einem Meeting habe ich später erfahren, dass mein Chef einen enthusiastischen Vortrag über eine Biersorte am besten fand…

Überraschung: Vortrag!

Bei einem Vorstellungsgespräch als Berater für die Pharmaindustrie wurde ich einmal nach dem ersten Teil des Gesprächs darum gebeten ein kleinen Vortrag zu erstellen. Es gab eine Hauptfragestellung mit 5 Teilaufgaben, einen Rechner mit Internetzugang und 45 Minuten Stillarbeit. Nun heißt es Ruhe bewahren und aufpassen. In diesem Fall war die Aufgabe darauf abgezielt, dass die Fragen wirklich gelesen werden, und man sich nicht verzettelt (#Zeitmanagement). Im Feedback-Gespräch wurde mir gesagt, dass ich damit beeindruckte, dass ich die Quelle meiner Abbildungen angegeben habe und zwischendurch Seiten eingeblendet habe, die mein Vorgehen erläutert haben.

Und zum Abschluss noch einen Tipp: Falls in der Ausschreibung nach Sprachkenntnissen gefragt wurde kann es passieren, dass man mitten im Vortrag darum gebeten wird diesen beispielsweise auf Englisch zu Ende zu machen.