Wissenschaftsjournalistin

Als Wissenschaftsjournalistin beschäftige ich mich jede Woche
mit neuen Themen und lerne wahnsinnig viel Neues.“

 Maria Rossbauer, Wissenschaftsjournalistin –


Wie gelingt der Übergang vom Biologie-Studium zum Wissenschaftsjournalismus? Welche Tätigkeiten gehören zum Berufsbild der Redakteurin und der freien Autorin?

Maria Rossbauer ist als Redakteurin bei der dpa und als freie Autorin im Wissenschaftsjournalismus tätig (Foto: Miguel Zamorano)

Maria Rossbauer ist als Redakteurin bei der dpa und als freie Autorin unter anderem für die taz tätig (Foto: Miguel Zamorano).

Um diese Fragen zu beantworten, habe ich Maria Rossbauer interviewt, die seit 6 Jahren als Wissenschaftsjournalistin arbeitet. Sie ist bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) als Redakteurin für die Kindernachrichten angestellt. Insgesamt arbeiten bei der dpa ca. 1000 Mitarbeiter, 300 davon in Berlin. In der Bundeshauptstadt ist auch ihr Team angesiedelt, das aus fünf Personen besteht.

In der übrigen Zeit schreibt Maria als freie Journalistin u. a. für die Tageszeitung (taz). „Man lernt wirklich viel, das ist schon cool,“ betont Maria und beschreibt begeistert weiter, dass sie ihren Alltag bewusster wahrnimmt. Als freie Journalistin reizt sie, dass sie in gesellschaftlichen Themen mitmischen kann, Diskussionen anregen und Dinge verändern kann. Gerade ihre Artikel für die taz lesen so viele Menschen, dass es eine Relevanz hat, was sie schreibt. Ihr früherer Wunsch, selbst in der Wissenschaft als Forscherin mitzumischen, ist dadurch gestillt.

KERNGESCHÄFT

Maria als Redakteurin…
Maria ist seit 3,5 Jahren mit einer 50%-Stelle als Redakteurin bei den Kindernachrichten der dpa tätig. Jeder Wochentag steht bei den Kindernachrichten für die 6- bis 12-Jährigen unter einem bestimmten Thema. Freitags dreht sich alles um das Thema Wissenschaft, Forschung und Technik, das Maria anvertraut ist.
Die meisten Tageszeitungen haben die dpa im Abo und können auf alle von ihnen veröffentlichten Artikel zurückgreifen. Die von Marias Abteilung veröffentlichten Kindernachrichten können die Zeitungen zusätzlich abonieren, das machen ca. 80 Tageszeitungen in Deutschland.
Für die täglichen Nachrichten recherchiert Maria selbst. Sie bedient sich zudem an den Texten der internationalen dpa-Korrespondenten. Für ihre Artikel ruft Maria nahezu täglich Experten an. Von ihnen lässt sie sich z. B. die Sachlage zu bestimmten Wetterereignissen oder Vorkommnissen in der Luft- und Raumfahrt erklären. Zu vielen Experten hat sie nicht nur einen guten Draht, sondern fast schon eine „Standleitung“. Manchmal kontaktiert sie auch Berufsverbände und lässt sich von ihnen kompetente Ansprechpartner vermitteln. Ihre Experten sitzen oft an Universitäten oder in Zoos. „Ich habe schon alle angerufen“, gibt Maria zu. Aus den Informationen schreibt Maria anschließend ihren Artikel. Bei den Artikeln der Kindernachrichten werden z. B. Fragen beantwortet, wie „Was passiert im Körper, wenn man friert?“ oder „Was passiert (medizinisch) beim Down-Syndrom?“ Pro Tag muss die Redaktion der Kindernachrichten etwa 15 Texte veröffentlichen.
An einigen Tagen zieht sich Maria aus dem Tagesgeschäft heraus und kümmert sich um die Reportagen für den Bereich Wissenschaft, Forschung und Technik am Freitag. Dann koordiniert Maria den Prozess der Geschichten. Von ihrem Schreibtisch aus sucht sie nach Autoren, die für sie die Artikel verfassen. Hierfür hat sie einen Stamm an freien Journalisten, die regelmäßig für sie arbeiten. Maria fragt sie, ob sie Lust hätten, Artikel zu einem bestimmten Thema für sie zu schreiben. Wenn ja, besprechen sie zusammen die Geschichte. Im Anschluss machen sich die Journalisten an die Arbeit. Die fertigen Artikel schicken die Autoren Maria zu, die sie auf Zielgruppengerechtigkeit und Korrektheit prüft. Im Zweifelsfall bessert sie den Artikel kindgerecht nach oder korrigiert Fakten. Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringt sie damit, die Bearbeitung der Artikel zu Organisieren, Fakten gegen zu checken, umzuschreiben und die dazugehörigen Bilder, Grafiken und interaktiven Grafiken zu gestalten. Zu ihren Tätigkeiten gehört auch, mit den Grafikern die dazugehörigen Grafiken zu besprechen und den Experten die Texte und Grafiken zukommen zu lassen, damit sie diese nochmal gegenchecken.

Maria als freie Autorin…
Als freie Autorin steht Maria auf der anderen Seite. Für die taz schreibt Maria meistens Geschichten, die im Wochenendmagazin erscheinen, etwa 2-3 Zeitungsseiten lang und oft die Titelgeschichten sind. Mit ihrer Redakteurin dort steht sie in engem Kontakt. Zusammen überlegen sie am Telefon, was die Gesellschaft aktuell beschäftigt. Sie nähern sich dem Thema, indem sie überlegen, welche Hintergründe es dazu gibt. Mit dieser groben Idee fängt Maria an nach Interessantem zum Thema zu recherchieren. Leitfragen, die Maria dabei unterstützen sind z. B. „Wer sind Experten? Welche Studien gibt es zum Thema? Was wurde dazu schon geschrieben?“ Nach und nach entsteht in ihrem Kopf eine grobe Geschichte.

Maria nach ihrem Interview mit dem Nobelpreisträger Peter Higgs (Foto: Peter Tuffy).

Maria nach ihrem Interview mit dem Nobelpreisträger Peter Higgs (Foto: Peter Tuffy).

Sie ruft die jeweiligen Experten an und befragt diese zu aktuellen Geschehnissen zum Thema, ggf. macht sie einen Termin für ein persönliches Gespräch mit ihnen aus. Bei ihren Expertenbesuchen spricht sie mit den Ansprechpartnern, schaut sich vor Ort um und schreibt fleißig mit.

Maria arbeitet dabei nicht kontinuierlich an einem Artikel. Sie hangelt sich vom ersten Ansprechpartner zum nächsten, manchmal über den Globus verteilt. „Oft möchte man ja auch Experten von beiden Seiten bringen“, bemerkt Maria. Sobald Maria alle Informationen zusammen und eine erste Idee für eine Geschichte hat, bespricht sie sich erneut mit ihrer Redakteurin. Sobald Maria von ihr das OK für eine Artikelidee bekommt, fängt sie an zu schreiben. Den fertigen Entwurf schickt sie wieder ihrer Redakteurin, die ihr dazu ein Feedback gibt. Dies kann lauten, dass Maria z. B. den Einstieg ändern soll. So wird sich nach und nach vom Groben ins Feine gearbeitet, bis der Artikel fertig ist. Danach geht der Artikel ins Layout, wo über den optischen Teil des Artikels entschieden wird: „Welche Bilder oder Zeichnungen sollen zum Artikel gedruckt werden? Lassen wir jemanden etwas malen oder fotografieren?“ Am Ende wird der Artikel noch einmal korrigiert, auf seine Fakten gecheckt, abgenommen und erneut ins Layout geschickt. Aufgrund der vielen letzten Schritte und Nachfragen wird viel am Telefon besprochen. Erst dann ist der Artikel wirklich fertig. Die Arbeit an diesen langen Artikeln kann bis zu sechs Monate dauern. Maria schreibt auch kleine Artikel, die in der Vorbereitung nur eine Woche dauern.

Bei größeren Medien kommt es vor, dass eine Menge Kommentare oder Leserbriefe auf einen ihrer Artikel folgen. In den ersten Tagen wartet man darauf, ob etwas passiert und wenn ja, welche Reaktionen kommen. Neben kritischen Äußerungen hat Maria auch positive Erfahrungen mit Feedback gemacht.

EIN TYPISCHER ARBEITSALLTAG

Maria bei einem Interview mit Bernd das Brot (Foto: Tommy Krappweis).

Außergewöhnliche Interviewpartner: Maria im Gespräch mit Bernd das Brot (Foto: Tommy Krappweis).

Marias Arbeitstag bei der dpa ist sehr strukturiert. Dieser beginnt gegen 08:30 Uhr nachdem sie sich vor ihren großen dpa-Rechner gesetzt hat. Dort liest sie die Meldungen des Tages und die internationalen Korrespondentenberichte nimmt sie an einer großen dpa-Konferenz teil, bei der alle Korrespondenten aus Deutschland über die Geschehnisse vor Ort berichten. Ihr Team von den Kindernachrichten konferiert zu den tagesaktuell wichtigsten Themen für Kinder. Sie überlegen zusammen, wie man diese Themen gut für ihre junge Zielgruppe aufbereitet. Maria berichtet, dass diese Konferenzen meist sehr lustig sind. Mit diesen Überlegungen setzt sich Maria wieder an ihren Schreibtisch und arbeitet bis zu ihrem Dienstschluss um 17:00 Uhr daran, Kindern diese Themen zu erklären.

FACHLICHE KOMPETENZEN

Fachlich bringt Maria ihr Biologie-Studium mit, das ihr dabei hilft, sich in biologische bzw. naturwissenschaftliche Sachverhalte schneller einzuarbeiten. In ihrer Diplomarbeit hat sie sich mit Neuroendokrinologie und in einem Praktikum in Paris mit Gleichgewichtsphysiologie beschäftigt.

SCHLÜSSELKOMPETENZEN

Für ihre redaktionellen und schreibenden Tätigkeiten ist es wichtig, dass Maria gerne mit Menschen zusammenarbeitet und kommunikativ ist, da sie nonstop mit Personen spricht. Wenn sie etwas nicht verstanden hat, gilt es nachzufragen und dies nicht einfach aus falschem Stolz hinzunehmen.

Prozentualer Anteil der Aufgaben für das Erstellen eines Artikels

Prozentualer Anteil der Aufgaben für das Erstellen eines Artikels

Auch ist es wichtig, sehr breit im Forschungsumfeld vernetzt zu sein. Lust am Schreiben und ein gewisses Talent dazu sollte man in jedem Fall mitbringen. „Viele sagen, man braucht zum Schreiben 20 % Talent und 80 % Disziplin“, sagt Maria. Das i-Tüpfelchen ist, das Schreiben als Werkzeug zu beherrschen und zielgruppenorientiert zu formulieren.
Sich gerne in neue Gebiete einzudenken und neugierig zu sein, hilft in beiden Berufen sehr, verdeutlicht Maria. Zudem ist sorgfältiges und korrektes Wiedergeben von Fakten und Sachverhalten unerlässlich im Journalismus.
Englisch sehr gut zu beherrschen ist von besonderer Relevanz. Insbesondere als Autorin liest Maria auch englischsprachige Veröffentlichungen oder führt Interviews mit Experten aus den USA. Seltener braucht sie dazu Spanisch- oder Französischkenntnisse. In der dpa gibt es für Übersetzungen Fremdsprachendienste, die Maria in Anspruch nehmen kann.
Auch ist es wichtig, Geduld mitzubringen, etwa wenn es darum geht, den selben Text wieder und wieder durchzugehen und die xte Nachfrage zu beantworten.

Vor allem freie Journalisten müssen sich durch Verlässlichkeit und ein sehr gutes Zeitmanagement auszeichnen. Sie müssen sich unbedingt an Absprachen und Deadlines, die zwischen ihnen und ihrem Redakteur getroffen werden, halten. Als Journalistin sollte man flexibel, offen und reisefreudig sein.
Beim Verfassen der Artikel ist neben einem guten Umgang mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen auch Kreativität gefragt. „Welche Experten befrage ich?“ und „Wie baue ich meine Geschichte auf und fessle meine Leser an den Artikel?“ sind Fragen, die Journalisten dabei leiten.
Die Reaktionen auf eigene Artikel von Redakteuren und Lesern können sehr unterschiedlich sein. Kritikfähigkeit und ein starkes Gemüt sind daher für Journalisten hilfreiche persönliche Eigenschaften.

Als Redakteurin muss Maria ihr Organisationstalent walten lassen und sehr viel koordinieren. Redakteure in Zeitungen und Magazinen überlegen auch sehr viel an Layout und Bildgestaltung. Auch muss Maria die jeweiligen Redaktionssysteme beherrschen.

WAS MARIA SONST NOCH (FÜR DIE STELLE) MITBRINGT

Maria hat nach dem Biologiestudium die Deutsche Journalistenschule in München besucht. Für ihre Aufnahme hat sie ein umfangreiches Bewerbungsverfahren durchlaufen, für das sie einen Bewerbungsartikel verfassen und sich vor einer Jury verteidigen musste. Um die Zeit zwischen ihrem Studium und der journalistischen Ausbildung zu überbrücken, hat sie ein Praktikum für die Fachzeitschrift Nature im Büro für Europa in München absolviert. Dort hat sie über Nachrichten aus der Wissenschaftslandschaft berichtet und bereits erste Artikel auf Englisch verfasst. Das Schreiben deutscher Artikel hat sie auf der djs in einer 9-monatigen Generalausbildung erlernt. Von morgens bis abends lernte sie in fünf Monaten die Printmedien, in zwei Monaten den Radio- und in weiteren zwei Monaten den Fernsehjournalismus kennen. Diese Ausbildung erweiterte Marias Horizont, da sie über für sie fachfremde (z. B. politische) Artikel schreiben musste. Spaß bereitete ihr die technische Produktion mit dem Aufnehmen und dem Schneiden von Beiträgen für das Radio und Fernsehen.
An die Ausbildung schließt eine sechsmonatige Praktikumszeit an, die sich in zwei dreimonatige Praktika aufteilt: Ein Praktikum muss in einer Tageszeitung absolviert werden, das andere kann frei gewählt werden. Nach den Praktika ist die Ausbildung abgeschlossen, man ist Redakteurin bzw. Redakteur. Ihre Praktika hat Maria bei der taz in Berlin sowie bei GEO und der ZEIT in Hamburg absolviert. Alle diese Stationen sind ihr in ihrer weiteren Karriere immer wieder zugute gekommen bzw. noch immer Auftraggeber. So war die taz nach ihrer Ausbildung ihre erste Station, bei der sie als Wissenschaftskorrespondentin für das Wochenendmagazin tätig war. Angefangen mit kleineren Artikeln schreibt sie noch heute mehrseitige Artikel für die Zeitung.

Journalisten können aus allen Lebensbereichen Zusatzqualifikationen mitbringen. Maria verdeutlicht, dass sie immer wieder Artikel mit Bezug zu Bayern, ihrem Heimatbundesland, oder Berlin, ihrer Wahlheimat, schreibt. Auch kommen immer wieder Anfragen für Artikel auf sie zu, die Bezug zu ihren Hobbies haben. Das hilft insofern, als dass Maria zu diesen Themen bereits Hintergrundwissen hat und sich nicht von neuem einarbeiten muss. Vor ihrem Studium hat sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und eine als Rettungsdiensthelferin absolviert, die ihr beim Schreiben von Artikeln auch immer wieder zugute kommen.

WORK LIFE BALANCE

Als freie Autorin ist Maria selbstständig und arbeitet selbst und ständig. Emotional ist dies anstrengender, da die Gedanken kontinuierlich um die Bearbeitung der Artikel schweifen. Ihre Arbeitszeit und den Arbeitsort kann sich Maria völlig frei einteilen. Manchmal arbeitet sie zu Hause, manchmal in einem Café. Ihr Telefon klingelt ständig. Nicht selten schaut sie auch am Wochenende über die Artikel.
Als freie Autorin ist Maria viel in Deutschland unterwegs. Meist reist sie am gleichen Tag oder einen Tag später zurück. Auslandstermine dauern in der Regel zwei oder drei Tage.

Geregelter geht es hinsichtlich ihrer Arbeitszeit bei ihrer Redakteursstelle zu. Reisen muss sie für diese Stelle nicht.

Ihre beiden Tätigkeiten lassen sich sehr gut in Teilzeit ausführen, jedoch kann es in anderen Unternehmen auch anders sein. Teilzeit bedeutet im Journalismus jedoch nicht unbedingt, täglich von 9-12 Uhr zu arbeiten, sondern vielmehr alternierend eine Woche zu arbeiten und eine Woche frei zu haben oder nur an einzelnen Tagen in der Woche zu arbeiten.
Die taz und die dpa beschäftigen viele Frauen, auch in Führungspositionen. Gerade die taz nimmt Maria als familienfreundlichen Arbeitgeber wahr. 

DIE KARRIERELEITER

Um im Journalismus aufzusteigen, muss man in Vorleistung gehen und durch gute und stetige Arbeit sein Können unter Beweis stellen. Das bedeutet laut Maria, exakt zu arbeiten, hinter seinen Sachen zu stehen, kreativ und proaktiv zu sein. Wenn man frühzeitig sein Interesse an einer Redakteursstelle kommuniziert, kann es sein, dass einem eine freigewordene Stelle angeboten wird. Sich auf ausgeschriebene Redakteursstellen zu bewerben ist auch möglich, jedoch sind solche Stellen rar. Generell ist es seit der Medienkrise schwerer, eine feste Redakteursstelle zu bekommen, sagt Maria. Führungspositionen im Journalismus bedeutet die Übernahme der Redaktions- oder Ressortleitung. Dafür müsste Maria ihre Kombination als Redakteurin und freier Autorin verlassen und wäre ausschließlich festangestellt.

Karriere als Journalist macht man zum Beispiel, wenn man kontinuierlich große Geschichten in renommierten Unternehmen wie dem Spiegel oder der ZEIT veröffentlicht. Wenn man anfängt, Journalistenpreise zu gewinnen, ist man auf dem richtigen Weg. Nächste Schritte könnten sein, Stipendien zu machen, Bücher zu schreiben oder sich in einem bestimmten Themenbereich einen Namen zu machen. Auch möglich ist es, sich über seine individuelle Schreibweise oder Humor einen Namen zu machen (z. B. als Kolumnist). Oder natürlich durch kontinuierlich gute Arbeit als Redakteur.

GEHALT & CO.

Marias Gehalt bei der dpa wird nach Haustarifvertrag bezahlt, der u.a. auf der Website des Deutschen Journalisten-Verbands hinterlegt ist. Ihre Redakteurstätigkeit empfindet Maria als angemessen bezahlt.
Als freie Autorin wird man entweder pro Artikel oder pro Zeile, selten auch pro Wort, bezahlt. Für einen Artikel bekam Maria je nach Unternehmen Beträge zwischen 150 € und 1000 €. Zeilensätze bekam sie ebenfalls je nach Unternehmen zwischen 35 Cent und 1 € gezahlt, jedoch auch schon rund 1,30 Euro pro Wort. Bei vielen Zeitungen schreibt man daher „eher für Ruhm und Ehre“, so Maria, als dass man sich daran eine goldene Nase verdient. „Als Journalist ist es gerade am Anfang schwierig in dieser Situation den Überblick zu behalten“, berichtet Maria aus ihren eigenen Erfahrungen. Sie hält sich darum an eine Regel ihres alten Schulleiters, immer eine kurz-, mittel- und langfristige Geschichte gleichzeitig zu haben. Für festangestellte Redakteure gibt es einen Mindesttarif, der bei Berufsanfängern bei etwas mehr als 3000 € brutto pro Monat liegt. Auch erhält man oft mit mehr Arbeitserfahrung eine übertarifliche Bezahlung.

TIPPS & TRICKS

Maria rät jedem Interessierten zuerst ein Fachgebiet wie z. B. Biologie zu studieren und dann die Journalistenausbildung zu absolvieren, da man so Experte für eine Disziplin ist. Man verfügt vielleicht nicht über das gesamte Wissen dieser Disziplin, aber man weiß, wie sie funktioniert und wo man Informationen bekommt. In biologischen Themen war Maria schneller drin als jemand, der kein naturwissenschaftliches Studium hinter sich hat. Dies hat ihr geholfen, in der journalistischen Welt Fuß zu fassen.
Gut ist für junge Journalisten auch, eine Art Mentor aus der Branche zu haben, der einen berät, Tipps gibt und ermutigt, zum Beispiel zu größeren Geschichten.

Als einen wesentlichen Unterschied zwischen der Biologie und dem Journalismus sieht Maria die Konferenzkultur im Journalismus. Im Gegensatz zur Wissenschaft, in der im Vergleich nicht viel diskutiert sondern mehr im Labor o.ä. gearbeitet wird, wird im Journalismus alles ständig besprochen. Mitunter kann dies am Anfang gewöhnungsbedürftig sein.

WAS MAN SONST NOCH WISSEN SOLLTE

Maria wollte noch während ihres Studiums die klassische Forscherkarriere aufnehmen. Erst als eine Kommilitonen ihr von der djs erzählte, liebäugelte sie mit dem Journalismus. Berührungspunkte zum Schreiben hatte Maria vorher lediglich durch das Verfassen von eigenen Geschichte und Liedtexten.

Die Praktika, die man im Rahmen der Ausbildung an der djs absolviert, werden über diese vermittelt. Da die djs sehr gut vernetzt und renommiert ist, ist dies ein guter Einstiegsgarant. Zu den Kindernachrichten hat Maria eine Kette von Aufträgen geführt, die mit ihrem Praktikum bei der ZEIT beginnt, über deren Kinderheft weitergeht und schließlich bei der dpa ein Ende findet.

Die Fächerkombination Journalismus und Biologie nimmt Maria vergleichsweise selten wahr. Durch geringe Konkurrenz gelingt daher der Berufseinstieg schneller als mit anderen Fächerkombinationen. Ein Einstieg in den Journalismus kann auch ohne den Besuch einer Journalistenschule gelingen, ermutigt Maria. Sie kennt Personen, die einfach auf Zeitungen zugegangen sind und gefragt haben: „Kann ich was für euch schreiben?“

Bevor man sich für den Beruf des Journalisten entscheidet, muss einem klar sein, dass man durch die eigenen Artikel in der Öffentlichkeit steht und so zwangsläufig auch Kritik ausgesetzt ist. Doch genauso gibt es für Artikel Lob und Unterstützung, erwähnt Maria.

Worüber und wie man schreibt hängt letztlich auch von den Medien ab, für die man arbeitet. Bei Zeitschiften wie Spektrum und Nature widmet man sich eher der Zielgruppe Wissenschaftler und Interessierte. Bei Tageszeitungen schreibt man für Menschen, die sich weniger für Wissenschaft interessieren. Die Artikel müssen daher verständlicher geschrieben, spannend erzählt und optisch schöner aufbereitet werden.

RAT AN MEIN STUDIERENDES ICH

Bisschen weniger stressen, bisschen mehr coolen Scheiß machen. In meinem Beruf habe ich das Gefühl, man profitiert von allem, was man nebenbei gemacht hat. Von Hobbies und Interessen, von Nebenjobs in völlig anderen Bereichen, von anderen Lebenswelten, die man kennengelernt hat.“

BISHERIGER WERDEGANG

  • Biologie (Diplom), LMU München, Schwerpunkt: Neurobiologie (Haupt), Nebenfächer Evolutionsbiologie & Ökologie und Pharmakologie/Toxikologie
  • Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
  • Ausbildung als Redakteurin bei der Deutschen Journalistenschule, München

Das Interview wurde im Januar 2016 geführt. Mehr über Maria gibt es unter http://mariarossbauer.jimdo.com/

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