Business Development Manager, Staburo GmbH

Es ist sehr spannend eine eigene Firma aufzubauen. Mit allem, was dazugehört.“

 Roland Stieger, Business Development Manager, Staburo GmbH –


Wie kommt man als Biologe auf die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen? Was für Tätigkeiten kommen auf einen zu? Und wie erlernt man diese? Roland Stieger von Staburo in München hat mir Rede und Antwort zu meinen Fragen rund um seine Arbeit als Business Development Manager gestanden.

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Roland Stieger ist Business Development Manager bei Staburo GmbH (Foto: Staburo GmbH)

Staburo ist ein auf Biostatistik spezialisierter Dienstleistungsanbieter für Pharmaunternehmen, Medizingerätehersteller und Auftragsforschungsinstitute (CRO für clinical/contract research organizations), die klinische Studien durchführen. Staburo übernimmt dabei die komplette Biostatistik von z. B. kleineren CROs oder unterstützt größere Unternehmen dabei, akute Arbeitslast in der Biostatistik abzufangen. Kunden wird aber auch Expertise im Bereich translationaler Medizin angeboten, um den Übergang von präklinischer Forschung zu klinischer Entwicklung zu unterstützen.

Roland hat Staburo seit 2012 mit zwei Kollegen aufgebaut. Mittlerweile hat das Unternehmen 13 Mitarbeiter_innen. Unter seinem Jobtitel verbergen sich vorrangig Aktivitäten in der Entwicklung des Geschäftsmodells, der Aufbau von Kundenbeziehungen, Qualitätsmanagement und Marketing.

Obwohl Roland nicht als klassischer Biologe arbeitet, bereitet ihm seine Arbeit viel Spaß. Er hat viel mit unterschiedlichen Menschen zu tun und übt eine Vielfalt an unterschiedlichen Tätigkeiten aus. Dies ist ihm bedeutend wichtiger, als eine klassische Karriere in der Industrie zu machen. Was genau die Arbeit mit Menschen bei Roland bedeutet, erfahrt ihr in den weiteren Abschnitten.

KERNGESCHÄFT

Unter der Jobbezeichnung Business Development Manager versteht man die Entwicklung des Geschäftsmodells, das Aufbauen von Kundenbeziehungen vom ersten Kontakt zu möglichen Projekten und das Marketing (Webseite, Marketingmaterialien, Broschüre). Neben diesen Schwerpunkten ist Roland außerdem für die Mitarbeiterrekrutierung und das Qualitätsmanagement zuständig. Seine Aufgaben erledigt er hauptsächlich aus dem Büro in München.

Die Projekte selbst bearbeiten seine Kollegen, die Mathematiker und Statistiker sind. Roland ist währenddessen kaum operativ in den Projekten tätig, außer beim Qualitätsmanagement. „Aber alles, was darum herum passiert, das mache ich,“ so Roland. „Ich schaue zum Beispiel, wo bei neuen Kunden oder bereits bestehenden Kunden Bedarf an unserer Expertise besteht und versuche Kontakt aufzunehmen,“ erklärt er weiter. Zeigt ein Kunde Interesse, erstellt Roland ein Angebot, dass er mit den Statistikern bezüglich der veranschlagten Stunden abspricht. Wird Staburo ein Auftrag erteilt, kümmert er sich um vertragliche Aspekte. Während das Projekt läuft, übernimmt er das Controlling. Roland betreut auf diese Weise mehr als 50 Kunden mit unterschiedlich fortgeschrittenem Projektstatus.

Durchschnittlich alle zwei Wochen hat Roland persönlichen Kundenkontakt. Darüber hinaus tritt er unregelmäßig und je nach Projektstand per Mail oder Telefon mit dem Kunden in Kontakt. Ist ein Projekt abgeschlossen, führt Roland ein abschließendes Feedbackgespräch mit den Auftraggebern.

Ende September organisiert Roland jährlich einen Statistik-Workshop, der auch mit einem Besuch auf der Wiesn verbunden ist. „Das kommt bei den Mitarbeitern immer ganz gut an,“ berichtet Roland.

Für das interne Qualitätsmanagement hat er federführend zusammen mit dem Team die Aufgaben gesammelt, die in ihrer Dienstleistung enthalten sind. Die entstandenen Standard Operation Procedures (SOP) werden nun regelmäßig von ihm überprüft, ob sie noch dem aktuellen Stand entsprechen oder ein Update benötigen. Er achtet auch darauf, dass die Mitarbeiter_innen die SOPs umsetzen und aktualisiert die Abläufe falls nötig. „Qualitätsmanagement ist ein wichtiger Bereich in klinischen Studien, der sehr stark von Good Clinical Practice (GCP) Richtlinien und Behördenvorgaben reguliert ist. Darauf legen Kunden großen Wert,“ weiß Roland.

Ab und zu fährt Roland auf Konferenzen, hauptsächlich um sich dort mit potentiellen Kunden zu treffen und das Unternehmen auch unter neuen Kunden bekannter zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen agiert Staburo auch in Vereinigungen von Auftragsforschungsinstituten, über die sie Kontakte zu CROs knüpfen können.

Staburo stellt laut Roland ca. zwei bis drei neue Mitarbeiter pro Jahr ein. „Ich schaue mir die Kandidaten an, lade sie ein und lerne sie zusammen mit meinen Kollegen kennen,“ berichtet Roland. Sind neue Mitarbeiter_innen gefunden, ist er für ihre Einarbeitung der Hauptverantwortliche. Er erläutert dabei z. B. den Hintergrund von klinischen Studien oder erklärt Regularien. Auch individuelle Förderung von Mitarbeitern wie beispielsweise im Präsentieren übernimmt Roland oder eine Kollegin bei Bedarf.

Roland führt außerdem die Kommunikation mit der externen Buchhaltung, so dass die Gehälter seiner Mitarbeiter regelmäßig überwiesen werden. Einmal im Jahr ist die Abrechnung des Geschäftsjahres fällig, um die er sich ebenfalls kümmert. Auch entwickelt er zusammen mit seinen Partnern einmal im Jahr strategische Ziele und definiert mit ihnen die Jahresziele von Staburo.

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Roland ist für das Marketing von Staburo verantwortlich. Neben dem Design der Webseite und den Texten, fällt auch die Organisation weiteres Marketingmaterials unter seinen Arbeitsbereich (Foto: Staburo GmbH).

Im Bereich Marketing war Roland maßgeblich an der Gestaltung der Webseite beteiligt. Er hat sich das neue Design überlegt und die Texte verfasst.

Als es noch darum ging, die Firma aufzubauen, wählte Roland geeignete Büros aus. Dadurch hat er auch Kontakt zu den Vermietern, aber auch zu den Hausmeistern, wenn es z. B. darum geht, Parkplätze zu organisieren.

Rolands Tätigkeiten sind sehr abwechslungsreich und spannend zugleich. „Es wird nicht schnell langweilig, weil es sehr spannend ist, eine Firma aufzubauen,“ sagt Roland. Vorteilhaft empfindet er, dass er die Früchte seiner Arbeit sieht und sie direkt ernten kann.

Nachteilig sieht Roland das unternehmerische Risiko, dass man eingeht. Für Staburo hat es sich aber ausgezahlt. Roland macht außerdem deutlich: „Man hat weniger Freizeit als Angestellte, aber das wird durch die abwechslungsreichen Tätigkeiten aufgewogen.“

EIN TYPISCHER ARBEITSALLTAG

Rolands typischer Arbeitstag beginnt mit dem Lesen und priorisieren seiner Mails. Größtenteils handelt es sich dabei um Kundenanfragen der laufenden Projekte und um interne Arbeitsabläufe. Da er bei Staburo viele unterschiedliche Aufgaben übernimmt, ist seine Arbeit insgesamt sehr vielseitig. Pragmatisch gesagt: Alles was anfällt und nicht in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Position im Unternehmen gehört, erledigt er.

FACHLICHE KOMPETENZEN

Roland gibt ehrlich zu: „Das, was ich mache, hätte ich auch mit einem anderen Studium machen können, dafür ist das Biologiestudium nicht so entscheidend.“ Sein biologischer Hintergrund zahlt sich dennoch aus, da sich häufig vieles um naturwissenschaftliche Studien dreht. Auch in der Kommunikation mit den Kunden, die oftmals Geschäftsführer und Abteilungsleiter mit naturwissenschaftlichem oder medizinischem Hintergrund sind, agiert Roland durch sein Studium auf Augenhöhe.

Seine weiteren fachlichen Fertigkeiten hat er sich selbst beigebracht. Auch hat er während des Studiums vieles gelernt, das unabhängig vom Fach ist, z. B. sich selbst und andere zu organisieren. „Man lernt im Studium, sich selbst in komplexe Themen einzuarbeiten und davon profitiert man später bei so einer Tätigkeit,“ erklärt Roland und ergänzt weiter, dass auch Lebenserfahrung, Interaktion mit Menschen und seine sportlichen Aktivitäten ihn für seinen Job vorbereitet haben.

Für fast alle fachlichen Tätigkeiten bei Staburo müssen allerdings bestimmte Fertigkeiten nachgewiesen werden. So müssen z. B. die Statistiker nachweisen, dass sie eine dem Job entsprechende Qualifikation haben, denn sonst dürfen Sie bestimmte Aufgaben nach Good Clinical Practice nicht übernehmen.

SCHLÜSSELKOMPETENZEN

In Rolands Job kommt es sehr auf seine über-fachlichen Kompetenzen an. Ein Kommunikationstalent ist das A und O seines Jobs, da er sehr viel mit Kunden und Mitarbeitern zu tun hat. Mündliche sowie schriftliche Kommunikationsstärke muss in seiner Position auf gutem Niveau sein, so Roland. Dazu gehört auch ein guter Umgang mit seinen Mitarbeitern und Kunden, auch über verschiedene Kulturen hinweg.

Durch seine Leitungsposition führt Roland Mitarbeiter_innen. Seinen Führungsstil hat er nicht in Seminaren oder Workshops gelernt, er hält sich daran, was er selbst für gut empfindet. Durch seine Expertise im Job bringt er Erfahrungen im Präsentieren mit, die er nun an seine Mitarbeiter_innen weitergibt.

Neben sehr guten Englischkenntnissen betont Roland auch die Relevanz der deutschen Sprache, gerade im deutschsprachigen Raum. Englisch ist eine Grundvoraussetzung für die Dokumentation, sehr gute mündliche Kenntnisse gerade auch im Kontakt mit nicht-deutschsprachigen Kunden essentiell.

In Rolands Arbeitsbereich ist Qualität und ein damit verbundenes hohes Qualitätsverständnis von hoher Relevanz für den unternehmerischen Erfolg. „Man muss offen mit Fehlern umgehen, nicht alles funktioniert immer perfekt“, gibt Roland zu.

Es ist offensichtlich, dass für die Gründung eines Unternehmens eine gewisse Risikofreude notwendig ist. Um das Unternehmen jedoch am Laufen zu halten, ist unternehmerisches und strategisches Denken notwendig. Ein gutes Zeit- und Projektmanagement helfen Roland beim Setzen von Prioritäten und strukturiertem Arbeiten. Seine organisatorische Stärke erlaubt es ihm, einen Überblick über seine Projekte zu behalten, zielorientiert zu arbeiten und im richtigen Moment auch flexibel auf Anforderungen zu reagieren.

WORK LIFE BALANCE

Als einer der drei Geschäftsführer arbeitet Roland sicherlich mehr als die üblichen 40 Stunden pro Woche. Er selbst führt kein Buch über seine Stunden, ist sich aber sicher, dass es keine 80 Stunden pro Woche sind. Laut Roland ist die Stelle auch teilzeitfähig, allerdings muss dann auch gewährleistet sein, dass die Arbeit von jemand anderem übernommen wird. Eine Frau könnte problemlos seinen Job übernehmen solange sie auch gerne unternehmerisch tätig ist.

Einmal pro Quartal ist Roland in der Regel deutschlandweit unterwegs zu Kunden oder Konferenzen.

Insgesamt versucht Staburo für seine Mitarbeiter_innen ein familienfreundliches Unternehmen zu sein und alles zu ermöglichen, was Beruf und Familie vereint und unterstützt. Dazu zählen Teilzeitmodelle, flexible Arbeitszeiten, keine Kernarbeitszeit, Überstundenausgleich, Homeoffice und Unterstützung in der Kinderbetreuung.

DIE KARRIERELEITER

Als Geschäftsführer steht Roland hierarchisch bereits weit oben im Unternehmen. Wichtiger als Hierarchien sind ihm jedoch die Erkenntnisse, die ihn täglich persönlich weiter bringen und die für seine Arbeit wertvoll sind. Eine größere Firma oder ein die Bezeichnung CEO auf der Visitenkarte spielen für Roland daher keine Rolle. Roland hat Spaß an seiner Arbeit, die Karriere im klassischen Sinne spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, wobei er mit seinen Erfahrungen auch in andere Unternehmen sehr gut unterstützen könnte.

GEHALT & CO.

Rolands Gehalt liegt bei ca. 60.000 € brutto im Jahr, das ist aber auch stark abhängig von der Entwicklung des Geschäfts. „In der Industrie kann man mit der Erfahrung ähnlich verdienen, wenn nicht sogar mehr,“ sagt Roland und erklärt weiter, „aber mir macht einfach Spaß, das Unternehmen aufzubauen.“

TIPPS & TRICKS

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Roland Stieger (rechts) mit seinen beiden Gründungspartnern (Foto: Staburo GmbH)

Die Idee, sich mit einem Unternehmen selbstständig zu machen kam Roland schon im Studium. Er wusste schon früh, dass er lieber selbst etwas aufbauen wollte, als eine Karriere in einem Großunternehmen zu starten. Zusammen mit einem seiner jetzigen Partner hat er an der Technischen Universität München ein Seminar zum Thema Gründung besucht. Für ihn als Neuling im Betriebswesen, war es gut, sich mit der Marktsituation und einem Businessplan zu beschäftigen. Mit einem fertigen Businessplan für das heutige Beratungsunternehmen Staburo konnten die beiden bereits erste Kontakte zu Kunden knüpfen und erste Projekte wurden bearbeitet. Sie haben dabei festgestellt, dass für Statistik-Dienstleistungen Nachfrage besteht. Während sein Partner in einem weiteren Seminar mit dem zweiten späteren Gründer die Geschäftsidee weiter vorantrieb, ging Roland zunächst für zwei Jahre ins Ausland. In dieser Zeit wurde von Rolands jetzigen Mitgesellschaftern eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts GbR und zwei Jahre später eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gegründet. Ein halbes Jahr später kam Roland als dritter Gesellschafter wieder dazu.

Laut Roland ist er selbst nicht den normalen Weg gegangen, den man sonst geht, wenn man ein Unternehmen gründet: „Die meisten sammeln vorher in anderen Firmen Erfahrungen und machen sich dann selbstständig.“ Aber er bereut seine Entscheidung nicht. Lediglich mehr Wissen im Bereich Betriebswirtschaftslehre, die wünscht er sich manchmal, wobei er auch bei der Arbeit sehr viel gelernt hat.

RAT AN MEIN STUDIERENDES ICH

Ich würde jedem empfehlen, dass er auch beim Studium das macht, was ihm Spaß macht und dass man nicht so viel überlegt: „Was könnte das später bringen?

BISHERIGER WERDEGANG

  • Biologie (Diplom), LMU München, Schwerpunkt: Molekularbiologie
  • Gymnasiallehrer für Biologie und Chemie
  • 2 Jahre Auslandsaufenthalt
  • Business Development Manager, Staburo GmbH

Das Interview wurde im April 2016 geführt.

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