Der Bewerber, die eierlegende Wollmilchsau

Die FH Stralsund sucht eine eierlegende Wollmilchsau aka Leiter_in Hochschulkommunikation (Quelle: ZEIT Stellenmarkt, Chancen Newsletter vom 16.2.2017).

Die FH Stralsund sucht eine eierlegende Wollmilchsau aka Leiter_in Hochschulkommunikation (Quelle: ZEIT Stellenmarkt, Chancen Newsletter vom 16.2.2017).

Endlich nennt mal jemand das Kind beim Namen: Die Fachhochschule Stralsund sucht gerade eine eierlegende Wollmilchsau aka Leiter_in Hochschulkommunikation. Wer sich länger mit Stellenausschreibungen beschäftigt bekommt tatsächlich den Eindruck vermittelt, dass eine Person gesucht wird, die es gar nicht gibt. Das wäre alles halb so wild, wenn es nicht darin resultieren würde, dass potentielle Bewerber_innen sich vom Anforderungsprofil abschrecken lassen. Der Job gefällt, einige der gewünschten Kompetenzen bringt er oder sie sogar mit. Aber alles? Nein! Einige schrecken vor dem Anforderungsprofil sogar so sehr ab, dass sie ihre Bewerbung gar nicht erst einreichen.

Aber mal ehrlich: Wenn ich eine Stelle ausschreiben würde, würde ich mir die Idealkandidatin oder den Idealkandidaten ausmalen und diesen darstellen. Allein schon deshalb, damit ich am Ende möglichst wenig Zeit in die Einarbeitung stecken muss, da er oder sie ja schon alles mitbringt. Perfekt! Dass es diese Person vielleicht gar nicht gibt, ist mir auch bewusst. Aber: Meinen Wunsch kann ich dennoch formulieren. Das sollte zumindest den geschulten Personaler_innen auch bewusst sein.

Daher sollten Bewerber_innen sich von Anforderungsprofilen, die nach eierlegender Wollmilchsau klingen, nicht abschrecken lassen. Vielmehr sollten sie schauen, ob sie ca. 70-80 % des Anforderungsprofils mitbringen. Hilfreich ist zu wissen, wie Stellenausschreibungen aufgebaut sind: Wichtige und unerlässliche Kompetenzen werden zuerst aufgeführt, weniger wichtige kommen am Schluss. Letztere Anforderungen werden oftmals auch gekennzeichnet mit von Vorteil sind oder wünschenswert. Diese Beschreibungen kann man durchaus ernst nehmen.
Wer sich daran orientiert und die meisten der zuerst genannten Kompetenzen mitbringt, kann sich ohne Probleme auf die Stelle bewerben. Unsere Erfahrung aus den geführten Interviews mit Stelleninhaber_innen zeigt auch, dass sich viele der Kompetenzen schnell und einfach lernen lassen.

Und: Man weiß nie, wer sich mit einem bewirbt. Was, wenn sich alle vom Anforderungsprofil abschrecken lassen und sich niemand bewirbt? Was, wenn alle Personen, die auf das Profil passen bereits glücklich in einem anderen Job stecken? Was, wenn alle Personen, die auf das Profil passen in einer anderen Stadt suchen? Dann wäre es ärgerlich, sich nicht beworben zu haben, wenn man kompetent genug für den Job ist.

Am Ende entscheidet man auch nicht alleine darüber, ob man für eine Position geeignet ist, sondern eben auch die ausschreibende Stelle. In einigen Sparten werden händeringend Mitarbeiter_innen gesucht und auch Personen eingestellt, die nicht dem Ideal entsprechen. Wer sich also bereits Früh im Bewerbungsprozess selbst ausselektiert und sich gar nicht erst bewirbt, vergibt gute Chancen auf einen Job.

PS: Wer sich noch auf die Stelle bewerben möchte: Die Ausschreibung läuft noch bis zum 12.3.2017.