Arbeitsmarkt für Biologen: Bittere Pille oder exponentielles Wachstum?

Heute widmen wir uns dem Arbeitsmarkt für Biologinnen und Biologen mal von der statistischen Seite. Einmal jährlich im April veröffentlicht die Agentur für Arbeit einen Bericht namens Blickpunkt Arbeitsmarkt. Der letzte Bericht wurde im April 2019 veröffentlicht und gibt einen Einblick in die Arbeitsmarktsituation von Akademikerinnen und Akademikern im Jahr 2018. Nicht zuletzt gibt er einen Einblick in die Zahlen von arbeitenden und arbeitslosen Biologinnen und Biologen. Ganz interessant, dachten wir und teilen daher die wichtigsten Infos dazu mit euch.

Der Arbeitsmarkt für Studierte insgesamt

Insgesamt hat sich die Situation für Akademikerinnen und Akademiker im letzten Jahr sehr positiv entwickelt. Generell befindet sich für Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Niveau. Die Arbeitslosenquote ist zudem 2018 rückläufig. Auch für junge Hochschulabsolventen stehen die Chancen für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben gut. Die größte Hürde für den Berufseinstieg ist laut Bericht, dass Berufserfahrung vorausgesetzt wird. Gerade für die Berufe in der Biologie wird zudem hervorgehoben, dass nur wenige passende Stellen angeboten werden. Doch entmutigen lassen sollte man sich nicht: Nach einer gewissen Suchphase wird der Einstieg in der Regel gelingen. In einigen Fällen verläuft der Einstieg dann jedoch nicht studienadäquat. Ein Grund mehr für den Biologenkompass, für mehr Transparenz auf dem breiten Jobmarkt zu sorgen.

In welchen Bereichen arbeiten Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler?

Hier zeigt sich die ganze Bandbreite der Berufsfelder. 23 % der Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler können den reinen Naturwissenschaften zugeordnet werden, 22 % betätigen sich in Lehre und Forschung, 14 % sind im Bereich Unternehmensführung und -organisation tätig, 10 % in der Informatik, 4 % engagieren sich in der technischen Entwicklung und Produktion und jeweils drei Prozent arbeiten entweder im Verkauf/Vertrieb/Handel, im Bereich Werbung/Marketing/Medien, Medizin/Pharmazie oder Verwaltung/Recht der Finanzen/Rechnungswesen. Weitere 12 % fallen unter sonstige Tätigkeitsbereiche (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Erwerbstätige mit Studienabschluss der Naturwissenschaften nach ausgeübten Berufen laut Blickpunkt Arbeitsmarkt (S. 81).

Arbeitsmarkt für Biologinnen und Biologen

Unter studierten Biologinnen und Biologen besteht leider eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit. Diese hohe Arbeitslosigkeit bleibt zudem deutlich unter dem Niveau der für diese Zielgruppe gemeldeten Stellen zurück (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Unter studierten Biologinnen und Biologen besteht eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit

Trotzdem hat sich 2018 für Biologinnen und Biologen die Situation auf dem Arbeitsmarkt leicht verbessert. Etwa 3700 suchten einen Job als Biologe bzw. Biologin (siehe Abbildung 2). Damit sank die Zahl der Arbeitslosen Biologinnen und Biologen um ganze neun Prozent. Im Vergleich zur Arbeitslosenquote anderer Studienabgängerinnen und -abgänger fällt diejenige von Biologinnen und Biologen jedoch hoch aus. Zwar war der Einstellungsbedarf höher als im Vorjahr, jedoch ist die Nachfrage nach biologischer Expertise gering. Den 3700 arbeitslosen Biologinnen und Biologen wurden monatlich nur ca. 350 Stellen angeboten. Aber: 2018 wurden insgesamt 1600 Stellen für Biologinnen und Biologen angeboten. Das sind bereits sieben Prozent mehr als noch 2017.
Auch interessant ist dabei zu wissen, dass unter den Stellenangeboten etwa die Hälfte der Jobs befristet ausgeschrieben wurde.

Unter den erwerbstätigen Personen mit naturwissenschaftlichen Studium decken die Biologinnen und Biologen mit 35.000 im Jahr 2017 einen Anteil von 21 % ab (siehe Abbildung 3). Damit belegen wir Platz 3.

Abbildung 3: Erwerbstätige (Studienabschluss und ausgeübte Tätigkeiten) laut Blickpunkt Arbeitsmarkt 2018 (S. 80).

Die Quintessenz für Biologinnen und Biologen

Im Vergleich zu Absolventinnen und Absolventen anderer Naturwissenschaften schneiden wir vergleichsweise schlecht ab. Das ist natürlich erst mal bitter. Generell aber steigen die Beschäftigungsverhältnisse von Biologinnen und Biologen. Das ist doch eine insgesamt positive Entwicklung. Auch zeigen die Zahlen, dass wir Biologinnen und Biologen nach einer Bewerbungsphase irgendwann den Einstieg ins Berufsleben finden. Auch wird durch den Bericht verdeutlicht, wie wichtig es ist, bereits früh Berufserfahrung zu sammeln. Eine Tatsache, die auch wir aus unserer Arbeit für den Biologenkompass nur unterstreichen können, um den Berufseinstieg zu erleichtern (siehe auch unsere must knows für Studierende, Teil 2).

Auch wird klar, dass nicht wenige Biologinnen und Biologen sich Jobs jenseits der klassischen Forschung/Naturwissenschaften suchen. Damit gehört man also nicht zur Ausnahme, sondern zur Regel. Schade eigentlich, dass die meisten Universitäten dies bei ihrer Aufgabe der Ausbildung zu wenig adressieren und noch immer verstärkt Forscherinnen und Forscher ausbilden. Dabei hat doch schon 2006 der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur künftigen Rolle der Universitäten im Wissenschaftssystemfolgendes festgehalten:

„Die Universitäten tragen Verantwortung für die beruflichen Chancen ihrer Absolventen. Sie können seit der Expansion des Hochschulsystems in den 1970er Jahren und angesichts der zunehmenden Nachfrage nach akademisch qualifizierten Arbeitskräften auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt schon lange nicht mehr davon ausgehen, dass ihre Studierenden in der Regel eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben; vielmehr wird der größte Teil von ihnen als Fach- und Führungskräfte in anderen Bereichen der Gesellschaft arbeiten, in denen wissenschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten zunehmend von Bedeutung sind.“ (Wissenschaftsrat, Drs. 7067-06, S. 9)