Leiter Aquaristik und Terraristik, Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost


„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

– Dr. Lutz Fischer, Leiter der Aquaristik und Terraristik –

Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost

Ein gutes Klima wünscht sich jeder. Tier wie Mensch, wobei gut hierbei relativ ist. Wie und wo sich Tiere in verschiedenen Klimazonen wohlfühlen, kann man im Klimahaus in Bremerhaven sehen. Hier verantwortet Dr. Lutz Fischer als Bereichsleiter die Aquaristik und Terraristik seit 2009.

Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost zählt zu den meistbesuchten Wissens- und Erlebniswelten Deutschlands und hat sich dem Klimaschutz verschrieben. Die Reise um die Erde – immer entlang des achten Längengrades – führt über fünf Kontinente an neun unterschiedliche Orte. Das Klimahaus Bremerhaven ist in dieser Form einzigartig und als Klimaerlebniswelt globaler Vorreiter. Hier spüren die Besucherinnen und Besucher nicht nur die Temperaturen und Klimaverhältnisse von Wüsten, tropischen Regenwäldern und der Antarktis, sondern treffen auch auf große Aquarien mit See- und Süßwasserfischen, auf Amphibien oder Reptilien wie Schlangen und seltene Echsen.

Von Bremerhaven aus geht es über die Schweiz, Sardinien, dem Niger, Kamerun weiter in die Antarktis nach Samoa und wieder zurück. 

Die Besucherinnen und Besucher lernen auf ihrer Reise die Tier- und Pflanzenwelt in den jeweiligen Klimazonen kennen, erleben aber auch, wie sich der Klimawandel auf die dort lebenden Menschen und deren Umwelt konkret auswirkt.

Das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost von außen: Innen kann man entlang des achten Längengrads verschiedene Klimazonen erleben (Foto: Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Fotograf: Jan Rathke).

Im Bremerhavener Klimahaus arbeiten ca. 150 Personen, darunter Biologen aber auch Meteorologen und Geophysiker. Als Bereichsleiter führt Lutz Fischer ein Team, das aus vier Tierpflegern sowie einem Auszubildenden besteht. Er berichtet direkt an die Geschäftsführung. 

Für Lutz Fischer steht fest: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit seinem siebten Lebensjahr ist er Hobbyaquarianer und -terrarianer. 

„Meiner Leidenschaft, der Pflege und Aufzucht dieser Tiere auch beruflich nachgehen zu können, ist ein großer Glücksfall. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich diesen Bereich der Ausstellung von Beginn an mitbegleitet und hier Akzente setzen konnte. 

„Mein Job ist absolut abwechslungsreich, weil ich als Biologe im Haus Ansprechpartner für alles bin, was biologische Themen betrifft,“ beschreibt Lutz die Vielfältigkeit seiner Arbeit. Schauen wir also mal rein, was Lutz so alles machen muss.



KERNGESCHÄFT

Lutz’ Aufgaben als Leiter Aquaristik und Terraristik drehen sich um alles, was im Klimahaus mit Aquarien und Terrarien zu tun hat. Hierbei übernimmt er vorrangig Schnittstellenarbeit: Er vermittelt zwischen der Geschäftsführung, seinen Mitarbeitern, steht für die Presse zur Verfügung und ist Gesicht des Hauses in der Öffentlichkeitsarbeit. Bei ihm laufen alle Informationen zu den Themen Aquaristik und Terraristik des Klimahauses zusammen, die er wiederum für alle Mitarbeiter so aufbereitet, dass alle, die für ihre Arbeit wichtigen Informationen erhalten.

Lutz führt ein Team mit vier Tierpflegern und bildet derzeit einen Auszubildenden im Bereich Tierpflege mit Fachrichtung „Zoo“ aus. „Wir besprechen uns jeden Morgen und ich bin schon sehr nah dran an meinem Team. Da stimmen wir eine Menge ab. Ein bis zweimal monatlich berichte ich der Geschäftsführung, gebe eigene Ideen und Ideen aus dem Team weiter, und erörtere Optimierungspotenziale. Da werden Probleme angesprochen, aber auch Lösungen gefunden. “

Besucherinnen bestaunen den Nordseezylinder (Foto: Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Fotograf: Till Budde)

Fast die Hälfte seiner Arbeitszeit widmet sich der Familienvater Partnern und externen Firmen. Ein anderer großer Arbeitsbereich des Klimahaus-Biologen ist die Technik der Aquarien und Terrarien. „Angefangen hat es mit den Vorgaben zu der gewünschten Wasserqualität. Es ging aber weiter mit der Ausschreibung zur geforderten Aquarientechnik, bis hin zur Begleitung der Baumaßnahmen. Durch den Betrieb und mit der praktischen Erfahrung bin ich mittlerweile aber bereits ein halber Anlagentechniker“, fasst Lutz die Ausweitung seines Arbeitsbereiches zusammen. Durch die Bandbreite seiner Tätigkeiten, setzt sich Lutz’ Arbeit zu etwa 90 % aus Kommunikation, Verwaltung und Technik und zu 10 % aus (wissenschaftlicher) Biologie zusammen.

Im Einzelnen verantwortet Lutz Fischer die folgenden sieben Arbeitsbereiche:

Ausstellungen

Lutz erklärt: „Ich organisiere Sonderausstellungen wie zum Beispiel ‚Kreaturen der Urzeit‘ oder ‚Ozeane im Wandel‘. Ersteres befasst sich mit der Evolution und der Biodiversität, letzteres dagegen verstärkt mit Klimawandel, Physik und Geologie, die Tiefsee und Sedimente und weniger um Aquarien und Terrarien. Sobald aber das Wort Ozean fällt, bin ich dran. Weil der Ozean stark durch seine Biologie beeinflusst wird und dies ein bedeutender Faktor ist.“

Zusätzlich zu seiner Arbeit als Bereichsleiter übernimmt Lutz für die Sonderausstellungen die Planung und Konzeption und erklärt: „Wir haben dafür ganz viel mit Wissenschaftlern zu tun, weil wir uns natürlich für die Ausstellung deren Wissen annehmen und das in Exponaten besucherfreundlich umsetzen. Das wissenschaftliche Know-How ist für Normalbürger ja erst mal fremd. Wir müssen diese wissenschaftlichen Informationen so reduzieren, dass sie für jeden gut verständlich sind. Bei der konkreten Entwicklung der Ausstellungen arbeiten wir auch mit Ausstellungsmachern, Exponatbauern und Textschreibern zusammen. Das sind oftmals auch externe Leute. Die müssen wir mit biologischem Fachwissen versorgen und uns regelmäßig abstimmen, weil deren Arbeitsergebnisse am Ende in der Ausstellung stehen, wo auch unsere Tiere sind. Insgesamt ist das ein großer Teil der Arbeit.“ Später kümmert sich Lutz darum, dass die Beschallung und Beleuchtung für die Tiere in den Ausstellungen zuträglich ist. Auch hierfür trifft er Absprachen mit Firmen, um z. B. Störungen zu beheben.

Zurück zu den Tieren erklärt Lutz: „Für die Ausstellungen importieren wir auch Tiere. Das ist immer sehr aufregend, wenn man Tiere aus fernen Ländern bekommt. Die muss man dann erst mal beobachten, weil sie ggf. unter Stress stehen oder Parasiten haben, an das neue Futter gewöhnt werden müssen und weil eine gewisse Zeit der Eingewöhnung vonnöten ist.“ 

Veranstaltungen

Im Klimahaus werden viele verschiedene Veranstaltungen angeboten. Lutz zählt auf: „Es gibt Expertengespräche, wobei ich beispielsweise Ansprechpartner zum Thema „Biodiversität und Klimawandel“ bin und die Zuhörer sind Studierende oder Schülerinnen und Schüler. Es gibt auch größere Veranstaltungen am Abend. Da bin ich dann der Vortragende und stehe Rede und Antwort. Darauf muss ich mich natürlich vorbereiten. Zu einer kürzlich stattfindenden Podiumsdiskussion haben wir regionale Institutionen eingeladen. Darunter waren Vertreter des Alfred-Wegner-Instituts, des Instituts für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) der Universität Bremen, der Universität Oldenburg, und des Senckenberg-Instituts. Darüber hinaus gibt es noch Vortragsreihen und Backstageführungen, die ich ebenfalls durchführe.“

Lutz zeigt stolz eine Schildkröte, die im Bereich Kamerun zu Hause ist (Foto: Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Fotograf: Hannes Voigts).

Für alle, die es kulinarisch extravaganter mögen, gibt es im Klimahaus z. B. auch das Insektenessen. Seine Rolle dabei beschreibt Lutz wie folgt: „Dafür tausche ich mich auch mit unserer Gastonomie im Haus aus. Über das Insektenessen hinaus bekommen die Gäste Drumherum auch ein Programm mit Vortrag, den ich vorbereite und halte.“ 

Wissenschaft & Bildung

Einmal im Jahr organisiert Lutz einen internationalen Aquaristik-Kongress, der immer Ende April stattfindet und zu dem etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Hobby, dem Handel und der Industrie kommen. Außerdem sind unter den Zuhörerinnen und Zuhörern Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler sowie Kuratorinnen und Kuratoren. Lutz übernimmt dabei vielfältige Aufgaben: „Im Vorfeld plane ich das Programm, gestalte den Flyer und kümmere mich um die Werbung bzw. Anzeigenschaltung in Fachzeitschriften. Ich organisiere neben den Referenten und Sponsoren auch deren Unterbringung für die Zeit des Kongresses. Daneben teile ich verantwortliche Personen ein, die die Anmeldung vor Ort vornehmen, Führungen begleiten oder als Ansprechpartner für jegliche Fragen zur Verfügung stehen. Ich moderiere den Kongress, stelle also die Referenten vor und koordiniere die Fragen, die sich an den Vortragenden richten. Für die Referenten müssen außerdem Beamer, Licht und Mikrofone eingestellt werden – Die Technikvorbereitung alleine nimmt schon einen halben Tag ein.

Das Klimahaus ist auch an Zuchtbuch- und Arterhaltungsprogrammen beteiligt. Diese bzw. die betreffenden Arten werden in Absprache mit verantwortlichen Kuratoren und Zuchtbuchführern koordiniert. Lutz ist zusammen mit dem Österreichischen Verband für Vivaristik und Ökologie (ÖVVÖ) auch Initiator eines Klimahaus-eigenen Artenschutzprogramms in Kamerun. Für das Klimahaus besuchte er Kamerun, um dort eine Bestandsaufnahme in Bezug auf die Fischfauna zu machen.

Für die Bildungsarbeit für Schulklassen und Studierende im Haus arbeitet Lutz eng mit der Bildungsabteilung, genauer gesagt mit der Didaktik und Pädagogik, zusammen. „Wir bieten immer wieder Programme hinter den Kulissen (u. a. mit einer Fütterung der Tiere) an oder Exkursionen in Bezug auf invasive oder gefährdete Arten. Dafür schule ich unser Personal in allen biologischen und tierpflegerischen Fragen.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Immer wieder kommen Pressevertreterinnen und Pressevertreter ins Klimahaus, um zum Beispiel über neue Ausstellungen zu berichten. Die Filmaufnahmen begleitet Lutz persönlich: „Die können auch gerne mal drei Stunden dauern, bis die Kameraeinstellungen und die Sätze stimmen. Das muss ja am Ende auch alles schnittfähig sein. Und diesen drei Stunden gehen schon ein bis zwei Stunden Vorbereitung voraus, um sich im Haus abzustimmen und bei Drehbeginn drehfertig zu sein.

Beratung

Eher seltener berät Lutz auch andere Einrichtungen zur Umsetzung des Klimahauses. Dafür kommen die Interessierten direkt ins Klimahaus und schauen sich vor Ort um. Fragen werden im persönlichen Gespräch geklärt, berichtet Lutz. 

Strategie und Finanzen

Einmal im Jahr betrachtet und analysiert Lutz in seiner Funktion als Bereichsleiter die Finanzen seiner Abteilung. Lutz beschreibt das als ein aufwendiges Prozedere: „Die Preise bleiben nicht wie sie im Vorjahr waren, sondern werden teurer. Wir wollen auch versuchen Nachhaltigkeit zu leben. Also muss man sich auch umschauen, ob man Unternehmen findet, die besser, anders produzieren und uns entsprechend unserer Ausrichtung entgegen kommen. Das ist ein großer Aufwand. Das im Vorhinein zu kalkulieren ist eine Sache, die viel Zeit und Kalkül benötigt.“ Natürlich muss fortwährend darauf geachtet werden, dass die Ausgaben im Rahmen des gesetzten Budgets bleiben. Zum Wohl der Tiere müssen dann Prioritäten gesetzt und andere geplante Ausgaben aufgeschoben werden.

Außerdem überlegt Lutz zusammen mit seinem Team neue Ideen, um seinen Bereich im Hause weiterzuentwickeln. „Ich verwalte meinen Bereich relativ selbstständig. Unser Geschäftsführer hat da auch vollstes Vertrauen. Er ist kein Biologe und kein Aquarianer und hat nicht das Fachwissen und die Kenntnis, welche Tiere möglicherweise zusätzlich in der Ausstellung Platz finden könnten. So entwickeln wir im Team mit den Tierpflegern Ideen.“ Diese Ideen versucht Lutz nachträglich sinnvoll in Ausstellungen einzubinden. Unerlässlich sind davor auch finanzielle Kalkulationen, die das Einholen von Kostenvoranschlägen und Absprachen mit unterschiedlichen Firmen im Vorfeld einschließen.. 

Ausbildung

Über seine fachliche Arbeit hinaus bildet Lutz außerdem den Tierpfleger/-innen-Nachwuchs weiter. Alle drei Jahre fängt ein/-e neue/-er Auszubildende/-r bei ihm an. „Es ist sehr schwer, Auszubildende auszuwählen. Tierpflege, gerade in unserem Bereich, ist eben nicht „Fell“ sondern schuppig, glitschig und nass. Man muss ein Faible für diese Tiere haben. Da muss man eben keinen Hamster zu Hause haben, sondern eine Schlange. Und: Es ist schwierig geworden in den letzten Jahren, Tierpfleger zu finden, die auch ein gewisses biologisches Verständnis mitbringen, z. B. Kenntnisse über Wasserchemie, Physik (in Bezug auf Licht, Wärme, UV-Strahlung) oder auch über Fortpflanzungsbiologie.

Interessierte Studierende erfreut es vielleicht zu hören, dass man bei Lutz auch seine Bachelorarbeit schreiben kann, für die er auch ein Thema vorgeben kann. Die praktische Phase wird durch Lutz über drei Monate betreut.


EIN TYPISCHER ARBEITSALLTAG

Lutz Fischers erster Schritt am Morgen ist das Lesen von E-Mails. „Man ist neugierig, was passiert ist. Bei uns ist es immer spannend, weil wir in vielen Projekten drin sind und auf Rückmeldungen von anderen Institutionen und Universitäten warten. Einerseits, weil wir da auch viel Wissen rausziehen und andererseits, auch selbst viel angefragt werden.

Angst vorm Wasser? Absolut nicht! Hier watet Lutz in ‚Kamerun‘ durch das Gelände (Foto: Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost, Fotograf: Lutz Rathke)

Danach mache ich einen Gang durchs Haus. Ich bezeichne das jetzt mal als ‚Kontrollgang‘. Dabei kontrolliere ich nicht meine Mitarbeiter, sondern schaue, dass alles in Ordnung ist. Die Ausstellung ist das wichtigste im Haus und da muss alles picobello sein. Und wenn mir Dinge auffallen, dann teile ich das den verantwortlichen Bereichen mit, so dass die dann auch schnellstmöglich behoben werden können,“ erklärt Lutz. 

Sein nächster Gang führt in die Quarantäne. Ein Bereich, der Lutz persönlich sehr am Herzen liegt, weil da das meiste passiert. „Da haben wir Tiere, die sehr selten und damit so wertvoll sind, dass wir sie in der Ausstellung noch nicht zeigen möchten. Weil diese Tiere oftmals Spezialisten in Bezug auf Futter oder die Haltungsansprüche sind, bedürfen sie täglich einer intensiven Betreuung. Dort züchten und halten wir aber auch Tiere, die z. B. Teil eines Zucht- oder Artenschutzprogrammes sind. Die benötigen schon sehr viel Aufmerksamkeit,“ teilt Lutz mit. Danach tauscht sich Lutz mit den Tierpflegern über den jeweiligen Tagesplan aus: „Es gibt Tagespläne, die sich täglich wiederholen. Wir haben aber auch immer Projekte, wie zum Beispiel neue Terrarien oder neue Tiere, die kommen. Das wird untereinander abgesprochen und abgestimmt.

Ist der tägliche Ablauf geklärt, geht es für Lutz zurück an den Schreibtisch. Er widmet sich dann entweder neuen Projekten oder hausinternen Aufgaben wie z. B. Arbeitssicherheit, Reparaturen, Instandsetzungen oder der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Für letzteres können Interviews mit Fernsehteams oder Printmedien anstehen. 

Ich werde auch eingebunden in Expertengespräche für Bildungsprogramme für Schulklassen. Oder Universitäten kommen zum Thema Biodiversität und Klimawandel. Ich halte dann einen Vortrag und wir diskutieren. Ich gebe auch Backstage-Führungen für Leute, die sich für die Technik oder Tierpflege interessieren oder das Hobby Aquaristik/Terraristik betreiben“, zählt Lutz auf. 

FACHLICHE KOMPETENZEN

Für die Arbeit als Bereichsleiter muss man nicht unbedingt ein Biologe sein, sagt Lutz. Auch als Vollblut-Aquarianer komme man an dieses Ziel. „Ich wollte nicht zwangsläufig Biologe werden,“ sagt Lutz, „aber ich wollte immer in einem öffentlichen Aquarium arbeiten. Mich hat schon immer die Pflege von Tieren in einer möglichst naturnahen Umgebung gereizt. Dies lässt sich für viele Fische, Reptilien oder Amphibien hervorragend umsetzen. Um also auch an der Konzeption, Planung und Umsetzung teilzuhaben, schloss sich der Beruf des klassischen Tierpflegers für mich aus. Daher studierte ich Meeresbiologie. Als „ewiger Biologe“ ist man allerdings an Fördergelder der entsprechenden Institutionen gebunden und muss flexibel sein. Da ich aber auch Familie wollte, habe ich mich für die Arbeit in einem öffentlichen Aquarium entschieden. 

Die Promotion bräuchte er für den Job als Bereichsleiter nicht, sagt Lutz. Fachlich gesehen ist das keinesfalls zwingend erforderlich, ist Lutz überzeugt, denn „ich habe hier Tierpfleger, die sind durch langjährige Pflege ihrer Tiere in manchen Dingen fitter als ich.

Durchaus wichtig ist ein relativ sicherer Umgang mit der englischen Sprache. Viele Firmen sind im europäischen Ausland ansässig und auch auf Messen und Kongressen wird überwiegend Englisch gesprochen. Außerdem kommen immer wieder ausländische Gäste in das Klimahaus und werden durch die Ausstellung geführt.


SCHLÜSSELKOMPETENZEN

Völlig überzeugt gibt Lutz auf die Frage zu den mitzubringenden Schlüsselkompetenzen für die Tätigkeit als Bereichsleiter zwei Antworten: überzeugend und sicher präsentieren können und Ideen entwickeln. Das erste ist wichtig, da Lutz immer wieder Vorträge hält, als Experte bei Podiumsdiskussionen auftritt oder interviewt wird. Wer hier sein Publikum nicht begeistert mitreißt, kommunikativ ist oder frei sprechen kann, ist in diesem Job nicht gut aufgehoben.

Ideen entwickeln ist notwendig, da es nicht immer Lösungen für Probleme gibt, die sich zum Beispiel bei der Ausgestaltung neuer Ausstellungsformate ergeben. Hier ist Kreativität und ein Blick nach rechts und links angebracht. Auch eine große Portion Beharrlichkeit und Ausdauer ist notwendig, falls eine neue Idee nicht auf Anhieb klappt oder ein Projekt angegangen wird, das erst mal unmöglich erscheint (z. B., wenn Tiere aus extremen Lebensbereichen wie der Arktis ins Klimahaus geholt werden sollen).

Es sind eher die Soft-Skills, die man während der Promotion ausbaut, die für den Job wichtig sind, bestätigt uns Lutz. Irgendwie braucht man sie dann doch, die Promotion. „Was man damit gezeigt hat ist, dass man ein Projekt von A bis Z durchführen kann.“ 

Für seine Arbeit mit den Pflegern empfiehlt sich als Führungskraft zudem eine gewisse Teamfähigkeit. Auch sollte man sich nicht zu fein sein, um auch am Tier zu arbeiten. Diese können als Leiter der Terraristik und Aquaristik auch gerne glitschig oder schuppig sein. 


WEITERBILDUNGEN

Wie schon erwähnt, ist der professionelle Umgang mit Pressevertretern im Job von Lutz ein absolutes Muss. Hierfür hat er zu Beginn seiner Tätigkeit ein Medientraining absolviert, um das freie Sprechen vor der Kamera und dem unterschiedlichen Anspruch von Fernsehen und Radio gerecht werden zu können. Dieses Training frischt er alle zwei bis drei Jahre wieder auf. „Das kann man auch im Job lernen, das kann man nicht voraussetzen“, sagt Lutz.

Ansonsten macht der Biologe Weiterbildungen in seinen speziellen Bereichen, z. B. zum Thema neue Filtertechniken. Diese finden oftmals im Rahmen von Kongressen statt. 


WORK-LIFE-BALANCE

Lutz’ Arbeitswoche als Bereichsleiter beträgt 40 Stunden pro Woche. Er stellt aber fest: „Ich sage immer ‚Ich habe eine Fahrgemeinschaft, ich fahre 60 km hin und 60 km zurück. Und die Mitfahrer der Fahrgemeinschaft arbeiten alle hier im Hause. Wir arbeiten eigentlich schon während der Fahrt. Das Thema ist eigentlich wirklich nur das Klimahaus und alles was Drumherum läuft.‘ Ich bin also eigentlich zehn Stunden unterwegs für die Arbeit und arbeite auch mindestens 8 Stunden; halbe Stunde Pause hat man ja zwischendurch auch mal. Aber selbst da habe ich das Telefon dabei, weil wir Lieferanten haben, die auch mittags vor der Tür stehen und zum Beispiel Salz für unsere Meerwasseraquarien anliefern. Man ist eigentlich den ganzen Tag unter Strom. Aber Samstag und Sonntag bin ich raus. Da bin aber immer mobil für die Tierpfleger erreichbar, die auch am Wochenende arbeiten.“

Auch Überstunden fallen gelegentlich für den Biologen im Klimahaus an, v. a., wenn Podiumsdiskussionen oder spezielle Führungen anstehen. Diese finden häufig am Abend statt. Zu seinen Reisen fügt er außerdem hinzu: „Tagungen finden meistens von Freitag bis Sonntag statt. Es gibt auch größere Tagungen, die eine Woche dauern. Ich fahre auch mal auf eine Messe, meistens dann so für zwei Tage. Innerhalb des Teams fahren wir auch auf Workshops. Zum Beispiel nach Rostock ins Darwineum, um sich einfach Anregungen zu holen, mit Leuten auszutauschen und auch die strategische Ausrichtung der eigenen Einrichtung zu reflektieren.

Er erklärt weiter: „Wir holen uns aber auch Anregungen in anderen Häusern. Das passiert ca. drei bis vier Mal pro Jahr. Einmal jährlich machen wir mit dem Team auch eine Tour, z. B. nach Holland. Das sind oftmals zoologische Gärten, die auf unser Thema spezialisiert sind. Etwa eine halbe Woche sind wir dann unterwegs. Es liegt vielleicht auch an mir selbst, aber ich verlasse das Haus nicht so häufig, sondern schicke eher meine Tierpfleger dorthin. Weil ich der Meinung bin, dass sie mit den Tieren arbeiten und daher das Know-How der anderen Einrichtungen bei ihnen besser aufgehoben ist.“

Lutz bezeichnet das Klimahaus als einen sehr familienfreundlichen Arbeitgeber, mit dem eine ausgeglichene Work-Life-Balance möglich ist. Flexible Arbeitszeiten und eine betriebliche Altersvorsorge runden das Paket ab. Lutz selbst verbringt einen Tag in der Woche im Homeoffice.


GEHALT & CO.

Lutz ist mit seinem Gehalt zufrieden. Er sagt, in öffentlichen Einrichtungen, wie z. B. an Instituten oder Universitäten erhalten Abteilungsleiter 1.000 – 2.000 € mehr für eigentlich die gleichen Tätigkeiten. Nichts desto trotz findet Lutz sein Gehalt den Tätigkeiten entsprechend angemessen. Er sagt: „Wir arbeiten in der Tourismusbranche. Man darf nicht den Fehler machen, zu vergleichen, dann ist alles gut. Es gehört eben auch eine Menge Idealismus dazu.“


NÄCHSTE KARRIERESCHRITTE

Ein berufliches Fernziel kann es immer sein, für ein ähnliches Haus wie das Klimahaus mehr Führungspositionen zu übernehmen, weil man die Art der verschiedenen Ausstellungen kennt, eine ganze Menge gelernt und sich das Wissen angeeignet hat. 

Möglich wäre es auch, in der Aquaristik für Firmen, Futtermittelfirmen, als Außendienstler, im Fachhandel oder als Pharmareferentin oder Pharmareferent zu arbeiten, wobei das einer Runterstufung gleichkäme. Eine weitere Option ist die Selbstständigkeit im Bereich der Aquakultur. Man kennt die Biologie der Tiere, die Aquaristik, die Anlagen und Steuerung. Mit zusätzlichen Kenntnissen im Vertrieb und Marketing könnte man beispielsweise Shrimps züchten und verkaufen. 


WISSENSWERTES

Die Stelle als Leiter einer Abteilung ist natürlich keine typische Einstiegsposition. Vielmehr kam das Unternehmen, das das Klimahaus geplant hat, auf ihn zu. Warum? Gesucht wurde jemand, der profundes Wissen mit Aquarien mitbrachte und ein Konzept für eine Aquarienlandschaft erstellen konnte. Eine ehemalige Kommilitonin, die das mitbekam, hat Lutz dann vermittelt. So kam er eigentlich per Zufall schon als Promovierender in den seltenen Genuss, ein Konzept zu erstellen. Anschließend stieg er auf Honorarbasis in die weitere Planung mit ein. Als das Klimahaus eröffnet wurde, folgte dann die Anfrage, ob er Bereichsleiter der Aquaristik werden wolle und er nahm die Stelle an.


RAT AN MEIN STUDIERENDES ICH

Mach alles wie bisher! Und: Bei der Jobwahl gucke nicht ausschließlich auf’s Geld. Das ist das Wichtigste.


BISHERIGER WERDEGANG

Das Interview wurde im März 2018 geführt.

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