Area Sales Managerin, Texcell

Als Area Sales Managerin bin ich super flexibel was meine Arbeitszeiten angeht.

– Dr. Anja Heins, Area Sales Managerin, Texcell –


Wer testet biologische Produkte, bevor sie in der Forschung oder Medizin verwendet werden? Wer ist in diesen Prozess involviert und wie läuft er eigentlich ab? Dr. Anja Heins hat mir hierfür Rede und Antwort gestanden und mir ausführlich von ihrem Beruf als Area Sales Managerin bei Texcell erzählt.

Texcell ist ein mittelständiges Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Paris. Das Unternehmen agiert global und hat ca. 55 Mitarbeiter_innen in Frankreich und ca. 15 weitere in den U.S.A. Texcell führt Studien zur Biosicherheit von biologischen Produkten ihrer Kunden durch. In ihren Laboren führen die Mitarbeiter_innen Tests durch, die für die Zulassung von Biopharmazeutika von der EMA vorgeschrieben sind. Mit diesen Tests soll nachgewiesen werden, dass die Zellen, die von einer Firma verkauften Produkte synthetisieren (z. B. Antikörper, Vakzine & rekombinante Proteine) keine bakteriellen oder viralen Kontaminationen aufweisen. Hierfür werden die Zelllinien von Texcell charakterisiert. Kunden von Texcell sind Pharma- und Biotechnologiekonzernen jeglicher Art, die biologische Produkte zulassen wollen oder in klinischen Phasen stecken. Seit kurzem gehört auch Vivo Science GmbH zu Texcell, eine deutsche Firma nahe der holländischen Grenze mit 20 Mitarbeitern, die in vivo Experimente durchführen.

Anja beschreibt ihren Job als Tätigkeit, die einem Vertrieb ähnelt: Sie hat Kunden, die sie berät und betreut. Allerdings ist es „kein klassischer Vertrieb mit Klinken putzen“, erklärt sie. Als Area Sales Managerin ist sie alleine verantwortlich für Kunden im deutschsprachigen Raum. Anja wollte nach ihrer Promotion gerne für ein international agierendes Unternehmen arbeiten, da ihr der englischsprachige Austausch wichtig ist. Als sie Ende 2014 in das Unternehmen einstieg, war ihre Aufgabe, Deutschland als neuen Markt für Texcell zu erschließen. Ihr Kernteam bei Texcell besteht aus ihren beiden Vorgesetzten und drei weiteren Kollegen, die andere Regionen in Europa betreuen.

Anja findet ihr Kundenspektrum sehr spannend, da diese mit Produkten arbeiten, die sie selbst interessieren. An ihrem Job liebt sie ihre Flexibilität und Situationen, in denen sie für Probleme von ihren Kunden eine Lösung findet. Auch erfreut sie sich daran, wenn sie einen Vertragsabschluss für ihre Firma abschließen konnte.

KERNGESCHÄFT

Aus diesem Büro erledigt Anja ihre Aufgaben im Homeoffice. Die Arbeitsmaterialien, die sie dafür braucht, bekommt sie von Texcell gestellt (Foto: Anja Heins).

Aus diesem Büro erledigt Anja ihre Aufgaben im Homeoffice. Die Arbeitsmaterialien, die sie dafür benötigt, bekommt sie von Texcell gestellt (Foto: Anja Heins).

Texcell betreibt in Deutschland erst seit Mai 2016 ein eigenes Büro. Das bedeutet für Anja, dass sie ihre Arbeit von zu Hause aus erledigt. Dafür hat sie von Texcell alles gestellt bekommen, was sie dafür benötigt, u a. ein Handy, die Büroausstattung mit einem Laptop, Drucker, etc.

Der deutsche Markt ist für Texcell relativ neu und Anjas Aufgabe ist es, neue Kunden zu akquirieren. Dies wird aber nicht klassisch mit spontanen Anrufen oder Besuchen in Laboren umgesetzt. Vielmehr recherchiert Anja zunächst gezielt Biotechnologie-Unternehmen, die für Texcell als potentielle Kunden in Frage kommen. Anja sucht sich eine Kontaktperson (z. B. deren Qualitätsmanager, Produktionsleiter oder die Unternehmensführer) dieses Unternehmens heraus und vereinbart ein Treffen. „Man merkt schnell, ob das Interesse der Firmen da ist oder nicht,“ erklärt Anja und ergänzt „wenn es da ist, lohnt es sich, ein Treffen zu vereinbaren.

Kommt ein Treffen zustande, präsentiert Anja beim ersten Termin ihr Unternehmen und das Angebotsspektrum. Gleichzeitig versucht sie herauszufinden, was an den Angeboten für den potentiellen Kunden interessant ist. Wie sie die Firmenvorstellung und die Kommunikation mit dem Kunden umsetzt, hat sie in einer Einarbeitungsphase von ihrem Vorgesetzten gelernt, der sie in Deutschland über einen Zeitraum begleitet hat. Anschließend hat sie sich selbst weiter eingearbeitet.

Fragen des Kunden kann Anja bis zu einem gewissen Grad selbst beantworten. Wenn es allerdings zu sehr ins technische Detail geht, organisiert sie eine Telefonkonferenz zwischen dem Kunden und entweder dem Labormanager, Projektmanager oder dem CSO. Solche Gespräche finden ca. alle zwei Wochen statt und dauern ca. 30 min.

Kommt anschließend eine Zusammenarbeit zustande, und will der Kunde z. B. eine Zelllinie charakterisieren lassen, ist Anjas Aufgabe, ein Angebot für den Kunden zu erstellen. Bevor Anja das Angebot an den Kunden schickt, schaut ihr Vorgesetzter noch einmal drüber. Dies war besonders am Anfang von Anjas Tätigkeit wichtig.

Viele der Angebote, die Anja verfasst sind von spezieller Natur und bedürfen auch Rücksprache mit ihrem Labormanager oder dem Leiter der Abteilung Research & Development (R & D). Ersterer verantwortet nach der Auftragsbestätigung den Auftrag im Labor und beantwortet Fragen wie: „Wie viele Arbeitsstunden müssen dafür im Angebot veranschlagt werden?“ Der Leiter der R & D kann Anja Rückmeldung zum aktuellen Stand zur Entwicklung neuer Assays wie der Charakterisierung von neuen Viren geben.

Rechnet man alle Schritte, die für einen Vertragsabschluss notwendig sind zusammen, kommt man etwa auf eine Vorlaufzeit von einem halben Jahr. In dieser Zeit wird in Frankreich ein Antrag zur Bearbeitung des zu untersuchenden, genetisch veränderten Materials bei den Behörden gestellt, dessen Prozess von Anja begleitet wird.

Wenn ein Kunde plant, langfristig mit Texcell zusammen zu arbeiten, weil er etwa eine Reihe zu charakterisierende Produkte vertreiben möchte, dann führt das Unternehmen bei Texcell ein sog. Audit durch. Dieses Audit dient dem Kunden dazu, zu prüfen, ob Texcell nach den Standards der Good Manufacturing Practices (GMP) arbeitet und sich somit als Auftragnehmer eignet. Dieses Procedere ist sehr aufwändig und kann zwischen sechs bis zwölf Monaten dauern. Die Vertragsabschlüsse werden dadurch um Monate verzögert. Anjas Aufgabe ist es, potentielle Kunden dazu zu bewegen, dieses Audit zu machen. Kommt es dazu, bringt sie das Projekt voran, in dem sie den Prozess eng begleitet und zwischen den beteiligten Abteilungen von Texcell und des Kunden vermittelt.

Kommt es zu einem Kundenauftrag, gibt Anja das Projekt weiter zum Projektmanager im Labor von Texcell. Dort werden die Tests innerhalb von sechs Monaten durchgeführt. Anja hält in dieser Zeit Kontakt zu den Kunden und den Laborleitern. Beim Kunden stattet sie Besuche ab und gibt ein Update über den aktuellen Stand.

Nach dem Abschluss des Auftrags werden die dazugehörigen Unterlagen 5 Jahre archiviert. Nach dieser Zeit kontaktiert Anja die Kunden erneut und klärt, ob die Dokumente in den Besitz des Kunden übergehen oder weite 5-15 Jahre gelagert werden sollen. Erst wenn der Kunde die Dokumente verlangt ist ein Projekt komplett abgeschlossen.

Etwa zwei Mal pro Jahr fährt Anja auch auf Kongresse. Sie nutzt dort die Zeit, um persönliche Gespräche mit den Kunden zu führen. „Auf Kongressen hat man einen anderen Zugang zum Kunden und man findet leichter heraus, was sie brauchen,“ erklärt Anja. Kleinere Kongresse besucht sie alleine, zu größeren wird sie von ihrem Chef begleitet.

Der Texcell-Stand auf einer Konferenz (Foto: Anja Heins)

Der Texcell-Stand auf einer Konferenz (Foto: Anja Heins)

Anja hat Jahresziele, die sie erreichen muss. Wie sie die Ziele erreicht, ist ihr überlassen. Wenn sie ihre Ziele nicht erreicht, muss sie nachweisen, welche Versuche sie unternommen hat, um sie zu erreichen. Alle drei Monate fliegt Anja hierfür zum Firmenhauptsitz nach Frankreich. Dort berichtet sie in Business-Reviews mit ihrem Vorgesetzten und dem Leiter der Sales-Abteilung von ihrer Arbeit, präsentiert Zahlen, Fakten und ihre weiteren geplanten Tätigkeiten. Hierzu bekommt sie ein Feedback und Optimierungsvorschläge, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Anja schätzt es, in Frankreich Sachen direkt klären zu können und persönlichen Kontakt zu ihren Kolleg_innen zu haben. Ihr Sales-Team in Frankreich hat ein Meeting im Monat. Fällt dies mit ihrem Besuch im Hauptquartier zusammen, ist sie dort auch anwesend.

Bei der internen Buchhaltung reicht Anja ihre Ausgaben per Post ein und steht für Informationen zwischendurch per Mail in Kontakt. Ihr Kontakt zur Chefsekretärin beschränkt sich auf allgemeinere Sachen oder bei der Vorbereitung auf Kongresse.

Anjas häufigste Aufgabe ist das Schreiben von Mails, entweder intern oder an den Kunden, um Fragen zu beantworten oder Termine zu vereinbaren. Genauso gut könnte sie dies auch telefonisch klären. Mit ihrem Vorgesetzten skypet sie einmal die Woche, um diesen über ihre Arbeit auf dem neusten Stand zu halten. Eine Kernaufgabe des Area Sales Manager ist das Projektmanagement der rund fünf bis zehn Projekte, die sie betreut. Anja sorgt dafür, dass sie immer auf dem Laufenden ist, was das Projekt angeht. „Man muss am Projekt dran bleiben, sonst wird das nichts,“ macht sie deutlich. Dazu gehört auch, dass sie einmal im Jahr Weihnachtskarten und Neujahrsgrüße verschickt.

Ihre Tätigkeiten findet Anja abwechslungsreich: „Die Kunden unterscheiden sich so stark, da ist vom Startup bis zum Großkonzern alles dabei. Auch die Studien sind anders, man muss sich dort immer wieder neu einarbeiten.“

EIN TYPISCHER ARBEITSALLTAG

Homeoffice

Arbeitet Anja im Homeoffice, warten in der Regel zwei bis drei Angebote darauf, geschrieben zu werden. Anja liegt eine Preisliste vor, aus denen sie die Angebote zusammen stellt, jedoch sind spezielle Kundenanfragen dort nicht aufgeführt, weshalb sie hierfür Rücksprache mit dem Laborleiter von Texcell halten muss. Einige Studien benötigen auch die Reservierung von Zeitkapazitäten im Labor, die ebenfalls mit dem Laborleiter abgesprochen werden müssen. Im Angebot notiert Anja ein Datum, bis wann es gültig ist und bis wann der Laborleiter dann die Zeit im Labor dafür freihält. Das fertige Angebot schickt sie zunächst an ihren Vorgesetzten, der es noch einmal prüft. Im Anschluss daran, schickt Anja das Angebot an den Kunden.
Auch plant Anja aus ihrem Homeoffice ihre anstehenden Dienstreisen. Dafür überlegt sie sich, wohin sie fahren möchte, ruft dort potentielle oder bereits bestehende Kunden an, um Termine zu vereinbaren. Sobald die Termine stehen, bucht sie Züge oder Flüge und ein Hotelzimmer. Wichtig hierbei ist, dass sie alles gut koordiniert und auch zeitliche Puffer einplant, falls sie spontan noch Kunden treffen möchte. Über ihre Besuche bei den Kunden muss Anja Kurzberichte schreiben, in denen die Absprachen mit dem Kunden festhält oder auch Kommentare des Kunden notiert. Diese Berichte helfen ihr bei der Vorbereitung auf einen nächsten Kundenbesuch, der z. B. nach drei Monaten erfolgen kann. Am Monatsende schreibt Anja eine Abrechnung über ihre Ausgaben bei den Dienstreisen, so dass sie diese erstattet bekommt.

Unterwegs

Anjas Gepäck vor ihrem Diensreiseantritt (Foto: Anja Heins)

Zweimal pro Monat ist Anja zwei bis drei Tage auf Dienstreise, um drei bis vier Kunden zu besuchen. Sie reist einen Tag vorher entweder mit dem Zug oder Flugzeug an und nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel. Nur in Ausnahmefällen nutzt sie ein Taxi oder einen Mietwagen vor Ort. Sie legt sich meist zwei Termine auf einen Tag, getrennt durch ausreichend zeitlichen Puffer. Ihre Kundenmeetings sind immer vorher abgesprochen und dauern maximal eine Stunde. In der Regel trifft sie sich mit einem Firmenvertreter.

Bei ersten Kennenlern-Treffen können Anja bis zu fünf Personen aus unterschiedlichen Abteilungen des Unternehmens gegenübersitzen. Wenn Anja einen bereits akquirierten Kunden besucht, spricht sie mit ihm über die laufenden Projekte und tauscht sich über den Stand der Dinge aus. „Bestehen irgendwo Probleme oder ob etwas fehlt?“ sind Fragen, auf die Anja Antworten sucht. Diese Termine sind generell kürzer als Kennenlern-Treffen.

Zurück im Hotel oder bereits zu Hause setzt sich Anja an den Kurzbericht über das Treffen. Sie sagt, dass man ein Gefühl dafür entwickeln muss, wie schnell sie nach einem Termin mit einem Kunden reagieren muss. Man muss immer damit rechnen, dass die Konkurrenz auch schon mit dem Kunden gesprochen hat. Dann ist es ratsam, keine Zeit zu verlieren und sich schnell ans Angebot zu setzen.

FACHLICHE KOMPETENZEN

Voraussetzung für Anjas Jobs ist ein Master in Biologie, Biochemie, Biotechnologie oder Chemie. Wichtig ist, dass man biologisches Wissen mitbringt. Dies ist insofern relevant, als dass man versteht muss, welche Produkte (Assays, etc.) man dem Kunden verkauft und wie sie funktionieren. Begriffe wie qPCR oder in vitro Virustest sollten einem vertraut sein.

Aus Prestigegründen ist auch eine Promotion für Anjas Position erforderlich. Anja erklärt hierzu, dass viele ihrer Kunden ebenfalls promoviert sind und man ernster genommen, wenn man den gleichen Abschluss mitbringt. Gerade wenn man jünger als die Kunden ist, ist das sehr vorteilhaft, verrät Anja weiter.

Hilfreich für ihre Einstellung sieht Anja, dass sie ein Good Clinical Practice (GCP)-Zertifikat besitzt. Zwar suchte Texcell jemanden, mit Good Manufacturing Practice-Erfahrung, aber mit ihrem GCP-Zertifikat konnte Anja zeigen, dass auch sie weiß, wie klinische Phasen und Studien ablaufen und was Kunden von Texcell zu bestimmten Zeitpunkten benötigen.

ÜBERFACHLICHE KOMPETENZEN

Area Sales Manager brauchen ein vielfältiges Repertoire an Soft Skills. Organisationsstärke im Management der Aufträge, Gesprächsführungskompetenz im Umgang mit den Kunden und Durchsetzungsstärke für die Preisverhandlungen mit den Kunden sind unabdingbar. Als Area Sales Managerin bei Texcell ist es weiterhin absolut entscheidend, dass man sehr gut Englisch spricht, weil die Kommunikation mit ihren Kollegen ausschließlich und täglich auf Englisch erfolgt. Französischkenntnisse oder Kenntnisse anderer Sprachen sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. „Mit meinen Grundkenntnissen in Französisch ist es leichter, vor Ort zu verstehen, was besprochen wird“, erklärt Anja, warum sie ihre Französischkenntnisse auffrischt. Für ihren Markt benötigt Anja aber auch sehr gute Deutschkenntnisse. Diesbezüglich ist auch relevant, ein Sprachgefühl für die unterschiedlichen Regionen zu entwickeln. „Mit Schweizern und Österreichern spreche ich anders als mit Norddeutschen. Die kulturellen Gepflogenheiten und Ansprachen müssen sitzen“, betont Anja.

Da Anja als Sales Area Manager viel reist, ist Reisefreudigkeit von Vorteil. Als alleinige Repräsentantin ihrer Firma im deutschsprachigen Raum und ohne Kollegen vor Ort, muss Anja viel Selbstmotivation und Selbstständigkeit mitbringen. „Manchmal gibt es Tage, an denen ich mit niemandem spreche und nur per Mail mit der Außenwelt kommuniziere,“ klärt Anja auf. Auf der anderen Seite muss sie unheimlich kommunikativ sein, und keine Scheu davor haben, aktiv auf Menschen zuzugehen. Auch sollte man nicht davor zurückschrecken, Sachen einzufordern. Letztlich ist eine Stärke von Anja, dass sie auch in belastenden Stresssituationen entspannt und ausgeglichen bleibt.

Aufgrund ihres Tätigkeitsfeldes war Erfahrung im Vertrieb erwünscht, aber nicht erforderlich.

WAS ANJA SONST NOCH FÜR DIE STELLE MITBRINGT

Durch ein Austauschprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdiensts während der Promotion, mit dem sie zwei Mal für drei Monate in Argentinien war und durch eine achtmonatige Weltreise nach ihrer Promotion bringt Anja Auslandserfahrung mit.
Für ihren Berufseinstieg hat Anja zunächst ein dreimonatiges Praktikum im Produkt- und Brandmanagement bei einem führenden Serviceunternehmen der europäischen Pharmaindustrie absolviert und erste Kenntnisse und Erfahrungen in der freien Wirtschaft gesammelt. Da ihr bei der Tätigkeit eine Verbindung zu ihrem biologischen Hintergrund fehlte, blieb sie nach dieser Zeit nicht mehr dort und orientierte sich um.

Die Agentur für Arbeit zahlte ihr eine viermonatige Ausbildung zur Clinical Research Associate (CRA, Link zu Roberts Artikel) bei der Pharmaakademie (http://www.pharmaakademie.com) in Hamburg. Anja meint, dass diese Ausbildung gut war, um sich Hintergrundwissen zu klinischen Studien und das Procedere klinischer Studien anzueignen. In dieser Ausbildung erhält man auch das GCP-Zertifikat, das Anja als wichtig empfindet, um sich von anderen Bewerber_innen abzuheben. Als CRA tätig zu werden wollte Anja nicht, da ihr der Job nicht abwechslungsreich genug erschien. 

WEITERBILDUNGEN

Generell sind keine Zertifikate notwendig um als Area Sales Manager arbeiten zu können. Im Rahmen ihrer Einarbeitung hat Anja ein internes Good Manufacturing Practice-Training absolviert. Um bei internen Besprechungen auf Französisch besser folgen zu können, hat Anja sich in ihrem Unternehmen Französischunterricht ausgehandelt. Sollte Anja eine Weiterbildung finden, die sie interessiert und die für ihre Position von Relevanz ist, kann sie bei Texcell anfragen, ob sie daran teilnehmen kann. In der Regel erhält sie die Zusage auch. 

WORK-LIFE-BALANCE

Die Reisetätigkeit als Area Sales Managerin ist relativ hoch. Durch ihr Zuständigkeitsgebiet im deutschsprachigen Raum ist Anja jedoch nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Alle drei Monate fliegt sie für zwei bis drei Tage ins Hauptquartier von Texcell nach Frankreich. Anja fährt auch auf Konferenzen, um ihr Unternehmen dort zu repräsentieren und Kontakt zu alten und neuen Kunden zu halten bzw. aufzubauen. Diese besucht sie ca. 1 Mal im Jahr. Wenn sie auf einer Konferenz war, absolviert sie im gleichen Monat nur noch höchstens eine weitere Dienstreise.
Um Arbeit mit Vergnügen zu verbinden, nutzt Anja ihre Dienstreisen auch, um ihre Freunde zu besuchen, die quer durch Deutschland verteilt leben. Die Atmosphäre in ihrem Unternehmen beschreibt Anja als total nett.

Im Gegensatz zu deutschen Unternehmen herrscht in Frankreich ein ausgeglicheneres Männer-Frauen Verhältnis beschreibt Anja das generelle Geschlechtsverhältnis. Auch wenn Männer mehr in Führungspositionen sind, ist dies kein Einstellungskriterium, so Anja. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in Frankreich Gesetze und eine gute Kinderversorgung, so dass man z. B. nach einer Schwangerschaft wieder schnell in den Job einsteigen kann.

Anjas Vertrag ist auf 40 Std/Woche angesetzt. In dieser Zeit kann Anja die von ihr geforderte Arbeit gut erledigen. Da ihr Markt in Deutschland relativ neu ist, ergeben sich allerdings durch ihre Akquise mehr Kunden. „Das bedeutet langfristig auch mehr Arbeit,“ legt Anja offen. Auf Dienstreisen arbeitet sie schon mehr als acht Stunden am Tag, aber dies gleicht sich an anderen Tagen wieder aus. Anja betont: „Wichtig ist es, auch außerhalb normaler Dienstzeiten reaktiv zu bleiben. Dafür mache ich dann aber auch mal längere Mittagspausen.“

Als großen Benefit beschreibt Anja ihr Firmenhandy, ihren Arbeitslaptop und ihre BahnCard 5o. Alles nutzt sie auch privat. Sie schwärmt von ihrer relativ unabhängigen Zeiteinteilung und ihrer dadurch gegebenen Flexibilität. Sie beschreibt sich selbst als „Herrin ihres Zeitplanes“, ohne Vorgaben, wann sie wo sein muss.

GEHALT & CO.

Obwohl Anja bei einer französischen Firma angestellt ist, hat sie einen deutschen Vertrag der unbefristet ist. Ihr 12-monatiges Gehalt und ihre Konditionen wie das Homeoffice, ihre Weiterbildungen und ihren Urlaub hat sie mit Texcell verhandelt. In Frankreich gelten 25 Urlaubstage zu denen sie zwei Ausgleichstage ausgehandelt hat. Zusätzlich zu dem mit einem Post-Doc vergleichbaren Gehalt erhält man Boni bis zu einem maximal fünfstelligen Betrag, wenn man in einem Jahr viele Vertragsabschlüsse für das Unternehmen eingeholt hat.
Nicht vergessen darf man, dass Anja auch Geld in der eigenen Haushaltskasse spart, wenn sie auf Dienstreisen ist.
Alles in allem findet Anja ihr Gehalt den Tätigkeiten angemessen. „Flexibilität ist unbezahlbar,“ betont Anja erneut.

DIE KARRIERELEITER

Grundsätzlich gilt, dass Sales Manager auf die nächste Ebene in anderen Unternehmen im Bereich Vertrieb und Marketing wechseln können, z. B. als Sales Director. Auch ist eine Promotion für den weiteren Aufstieg notwendig. Da als Sales Manager viele Projektmanagement-Fertigkeiten notwendig sind, ist auch eine Karriereplanung in diese Richtung möglich.

TIPPS UND TRICKS

Texcell war wichtiger, ihre Position als Area Sales Manager im deutschsprachigen Raum mit einer Person zu besetzen, die auf Leute zugehen kann als dass sie für diesen Markt zentral gelegen wohnhaft ist und Französischkenntnisse mitbringt. Texcell stellt viele Berufsanfänger ein. Ausgeschrieben wurde die Stelle bei Jobvector.

Anja beschreibt ihren Berufseinstieg in die freie Wirtschaft wie folgt: „Man hat keine Chance genommen zu werden, wenn man nicht irgendeine Erfahrung mitbringt.“ Daher hat sie sich nach Alternativen wie dem Praktikum umgeschaut. Dies half ihr auch insofern, als dass sie nicht genau wusste, was sie beruflich nach der Promotion machen wollte. Klar war für sie nur, dass sie nicht an der Universität forschen wollte.

RAT AN STUDIERENDES ICH

Wenn einem die Karriere wichtig ist, dass würde ich raten, einen Bachelor zu machen, dann in ein Unternehmen einzusteigen und berufsbegleitend den Master zu machen. Dann hat man sich in dieser Firma soweit qualifiziert, dass man schon kurz nach seinem Abschluss zumindest eine Abteilung leiten kann. Trotzdem würde ich alles noch genauso machen, auch mit der Promotion und so weiter.“

WERDEGANG

  • Studium der Biochemie, Universität Hamburg
  • Diplomarbeit am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
  • Promotion am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
  • Praktikum bei AET, Hamburg
  • Area Sales Manager, Texcell

Das Interview wurde im März 2016 geführt.