Von der Biologie zur IT: Consultant Data Science und Machine Learning

Könntest du dir vorstellen, später nicht in der Biologie zu arbeiten? Auch außerhalb der Biologie gibt es ja immerhin zahlreiche spannende Berufe und Themenfelder.

Eine Person, die sich dafür entschieden hat, ist Anke Koke. Sie ist nach ihrem Biologie-Studium als IT Consultant für Data Science und Machine Learning (ML) Engineer durchgestartet. Heute erzählt sie uns alles über ihren Beruf und Arbeitsalltag. Wie sie zum Beruf gekommen ist und welche Fähigkeiten aus dem Biologie-Studium sie in der IT weiterhin nutzt.

Anke, stell dich doch erstmal kurz vor. Wer bist du, wie ist dein Werdegang und was begeistert dich momentan?

Profilbild von Anke Koke

Anke Koke ist von der Biologie in die IT gewechselt ©codecentric AG

Hallo, ich bin Anke Koke und habe Biowissenschaften im Bachelor und Master an der Universität Münster studiert. Im Master lag mein Fokus erst auf der Evolutionsbiologie und ich habe in dem Zusammenhang mein erstes Modul in der Bioinformatik damals absolviert, ein Python-Kurs. Dort habe ich festgestellt, dass das mir Spaß macht. Das Coden an sich, aber auch das Rätsel lösen, wie ich eine Aufgabenstellung angehen und auch den Code verbessern kann. Schnell merkte ich, dass coden mir besser gefallen hat, als im Labor zu stehen. Dort habe ich mehr Kontrolle über die Ergebnisse und ich muss nicht teils stundenlang warten, um zu sehen, ob etwas funktioniert hat. So habe ich dann unterschiedliche Module mit Bezug zur Bioinformatik angeschlossen, anfangs noch in der Evolutionsbiologie, aber dann auch in anderen Bereichen wie der translationalen Psychiatrie, wo ich mein erstes Machine Learning-Modell trainiert habe. Meine Masterarbeit habe ich in der Immunologie und Neuropathologie geschrieben, wo ich mit Hilfe meiner Bioinformatik-Kenntnisse Genexpressionsanalysen durchgeführt habe.

Nach dem Abschluss habe ich überlegt, was ich machen möchte und für mich festgestellt, dass das Coden mir wirklich Spaß macht und ich das weiterverfolgen will. Über eine ehemalige Tanzlehrerin bin ich dann auf meinen jetzigen Arbeitgeber aufmerksam geworden. Aus Neugier habe ich mich erst in einem persönlichen Gespräch mit ihr ausgetauscht, bevor ich mich für ein Praktikum bei diesem bewarb. Im Praktikum habe ich ein Biologie-unabhängiges Projekt zur Analyse und Zusammenfassung von Texten gemacht (bevor es ChatGPT und Co. gab!) und viele neue Technologien und Arbeitsweisen kennengelernt. Nach dem Praktikum habe ich mich dann entschieden, dort zu bleiben.

Abgesehen von meinem Beruf begeistere ich mich in meiner Freizeit viel für Yoga und spiele gerne Pen & Paper oder Gesellschaftsspiele mit Freunden. Auch kreative Tätigkeiten, wie malen und singen machen mir Spaß.

Du bist IT Consultant im Data Science-Bereich, was bedeutet das?

Ich bin IT Consultant im Data Science-Bereich, aber auch Machine Learning / MLOps Engineer mittlerweile. Das ist bei mir ein fließender Übergang. Im Grunde beschäftige ich mich ganz viel mit Daten und Machine Learning-Modellen, und dass in einer beratenden Tätigkeit. Das heißt wir setzen unterschiedliche Projekte für verschiedene Kunden um. Zu meinen Aufgaben gehört dabei, die geplanten Projekte umzusetzen und dabei nach der bestmöglichen Lösung zu suchen. Außerdem geht es darum, die Teams vor Ort zu befähigen das Projekt in Zukunft selbstständig betreuen und nutzen zu können. Dazu gehört dann nicht nur Projektplanung und die Entwicklungsarbeit vor dem PC, sondern ich habe auch viel mit Menschen zu tun. Ich muss viel kommunizieren, über Projektanforderungen und -planung reden, Workshops durchführen und den Kunden über aktuelle Technologien und auch politische Anforderungen auf dem Laufenden halten.

Hast du in deinem Beruf denn noch einen Bezug zur Biologie?

Ich habe im Grunde keinen Biologie-Bezug mehr, außer es kommt mal durch Zufall vor, dass wir einen Kunden aus dem Bereich haben. Dennoch finde ich, dass meine Projekte Ähnlichkeiten zur Biologie haben, da es einen starken Forschungsaspekt gibt. Was kann man aus den Daten herauslesen und was kann man damit machen? Können wir das Problem, das wir haben, tatsächlich anhand der Daten lösen? Auch die Werkzeuge drumherum sind sehr ähnlich, da in der Forschung ja auch viel Datenverarbeitung stattfindet.

Ist dein Beruf ein „typischer“ Beruf für Biolog:innen? Was für einen Hintergrund haben z.B. deine Kolleg:innen?

Mein Beruf ist meiner Meinung nach kein typischer Beruf für Biolog:innen. Zwar haben wir schon ein paar Kolleg:innen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund, meist aus der Mathematik oder Physik, aber die meisten haben Informatik oder Wirtschaftsinformatik studiert. Der Beruf ist nicht auf einen Bereich beschränkt, das Wichtigste ist, dass man die Begeisterung für die Informatik, das Coden und Probleme lösen mitbringt.

In was für einem Unternehmen arbeitest du?

Ich arbeite für die codecentric AG, einem IT-Dienstleister/Beratungsunternehmen, in dem wir Projekte mit Unternehmen aus den verschiedensten Branchen umsetzen. Das kann von Versicherung über Automobil und Handel bis zu Agrar und Medizin alles sein.

Wir arbeiten in unterschiedlichen Bereichen der IT. Ursprünglich gestartet hat das Unternehmen mit klassischer Software-Entwicklung, heutzutage gibt es aber auch immer mehr Data Science und KI-Projekte. Auch generative KI, z.B. individuelle Chatbots / LLM Entwicklung sind mittlerweile viel gefragt. Es gibt auch Kolleg:innen, die arbeiten an Cloud- und Infrastruktur-Themen (Welche Systeme brauchen wir, auf denen unsere Anwendung läuft?) oder in der IT-Sicherheit. Wir sind insgesamt sehr divers aufgestellt.

Bei codecentric arbeiten über 550 Mitarbeiter:innen an 13 Standorten in Deutschland. Wir arbeiten viel im Home Office, sind aber kein reines Remote-Unternehmen. Das ist dann natürlich auch sehr von dem jeweiligen Kunden abhängig, wie viel er uns vor Ort für das Projekt braucht.

Wie können wir uns deinen typischen Arbeitsalltag vorstellen?

Mein typischer Alltag beginnt damit, dass ich mich an meinen Schreibtisch setze, entweder zuhause oder im Büro. Als erstes habe ich dann meistens einen Austauschtermin mit meinen Kolleg:innen im Projekt, wo wir darüber sprechen, was heute ansteht. Anfang der Woche haben wir immer ein Planungsmeeting. Da besprechen wir, was unsere Aufgaben für die Woche sind und wie wir diese priorisieren wollen. Wir klären, ob es ggf. neue Infos zu berücksichtigen gibt und was Themen sind, die wir gemeinsam bearbeiten müssen. Hier werden auch langfristige Ziele und Abhängigkeiten zwischen den Aufgaben geklärt.

Nach dem Meeting setze ich mich an meine Aufgabe. Das heißt ich programmiere in der Regel. Meistens alleine, manchmal auch im Team.

Auch Meetings gehören zu Ankes Arbeitsalltag dazu. ©codecentric AG

Welche Aufgaben das genau sind, ist relativ unterschiedlich. Ich mache grundsätzlich viel mit Daten. Datenvorverarbeitung für Machine Learning-Experimente, Daten Cleaning, damit sie sauber und fürs Modell verarbeitbar sind. Außerdem arbeiten wir daran, Trainings für Machine Learning Modelle aufzusetzen, um diese zu verbessern. Dazu gehört auch die Analyse, wie das Modell performt. Wie sind die Ergebnisse des letzten Modells? Müssen wir noch etwas verbessern? Wie gut muss das Modell sein, dass wir zufrieden sind? Welchen Mehrwert bietet das Modell für unsere Fragestellung? Anhand dieser Fragen, überlegen wir uns, wie wir das nächste Training angehen wollen. Hier ist es im Grunde wie bei einem Experiment im Labor.

Abgesehen davon gehört auch das Thema Infrastruktur zu meinem Arbeitsalltag. Auf welcher Maschine trainieren wir, wie kommunizieren die verschiedenen Komponenten alle richtig zusammen und welche zusätzlichen Tools möchten wir nutzen? Haben diese alle die Credentials, die Berechtigungen, um miteinander zu kommunizieren? Wo hakt es noch? Und auch die Dokumentation von Arbeitsabläufen gehört zum Job.

Wenn eine Aufgabe abgeschlossen ist, folgt danach der Review-Prozess. Dass heißt jemand anderes schaut nochmal drüber, ob alles richtig funktioniert und verständlich ist. Danach wird es approved und kommt dann in das Hauptprojekt, den sogenannten Produktivcode.

Und dann schnappt man sich die nächste Aufgabe. Manchmal schafft man mehrere Aufgaben an einem Tag, manchmal ziehen sie sich etwas länger. Je nach Art und Umfang der Aufgabe.

Ansonsten gehört zu meinem Aufgabenbereich auch die Kunden- und Teamkommunikation. Zum einen im Projekt, dass ich über Planungsmeetings oder Abstimmungsmeetings den Kunden up-to-date halte und Absprachen treffe. Es werden dabei neue Anforderungen geklärt und ich kann Rückfragen stellen, wie Dinge genau umgesetzt werden müssen.

Zum anderen, wie wir gut im Team zusammenarbeiten können. Was hat gut geklappt und was weniger gut? Welche Dinge wollen wir in Zukunft verbessern, gibt es z.B. neue Technologien, die uns das Leben in Zukunft leichter machen können? All das besprechen wir regelmäßig. Die IT ist ein Arbeitsfeld, das sich immer wieder sehr stark verändert. Deswegen ist es wichtig, hier immer auf dem Laufenden zu bleiben und sich auszutauschen.

Das ist mein typischer Arbeitsalltag. Am Ende des Tages schaue ich dann noch, ob ich alles geschafft habe und was morgen bei mir ansteht.

Was macht dir besonders viel Spaß an deinem Beruf? Woran musstest du dich erstmal gewöhnen?

Besonders Spaß an meinem Beruf macht mir das Knobeln und das Herumexperimentieren. Umso mehr, wenn ich dass zusammen mit meinen Kolleg:innen tun kann. Jede Aufgabe, die ich bekomme, ist wie ein kleines Rätsel, dass ich lösen muss. Am Ende drückst du auf einen Knopf und wenn du siehst, dass es funktioniert, ist das sehr belohnend.

Woran ich mich gewöhnen musste, ist, dass es ein Beruf ist, wo sich immer sehr viel bewegt. Es gibt immer wieder was Neues, Arbeitsabläufe und Technologien, die sich ändern. Die IT ist sehr schnelllebig, es gibt immer wieder neue Tools, mit denen man sich vertraut machen muss. Ich musste mich auch erstmal daran gewöhnen, damit fein zu sein, dass ich nicht von jedem Teilbereich Ahnung haben kann bzw. muss. Das ist in diesem Beruf einfach sehr oft und sehr lange der Fall, weil es sich so schnell bewegt. Aber dafür kann ich mein Wissen ins Team einbringen und sie durch die Kenntnisse und Erfahrungen der Anderen immer weiter aufbauen.

Gewöhnen musste ich mich auch daran, dass es bei diesem Job um Projektarbeit geht. Das heißt ich habe einen festen Zeitraum, an dem ich an einem Thema arbeite, und danach arbeite ich dann wieder an einem ganz anderen Thema. Man hat in diesem Beruf sehr viel Abwechslung, wo man auch nicht drum rumkommt. Auf der einen Seite ist das schön, weil ich viel kennenlernen und Neues entdecken konnte. Gleichzeitig ist das eine Herausforderung, da man weniger langfristig planen kann als vielleicht in anderen Berufen.

Aufgrund dieser beiden Punkte, wird Eigeninitiative in diesem Job groß geschrieben. Wenn ich etwas wissen will, muss ich selber herausfinden, wo ich die Informationen finde bzw. wen ich dafür fragen muss. Da muss man anfangs etwas über den eigenen Schatten springen, aber aus meiner Erfahrung sind die Leute alle sehr hilfsbereit und teilen gerne ihr Wissen. Es gibt keine doofen Fragen und bisher hat sich jede Nachfrage für mich mehr als gelohnt.

Insgesamt ist auch die Begeisterung im Team und der Zusammenhalt etwas, was mir in meinem Beruf sehr viel Spaß macht.

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen? Eignet sich der Job als IT Consultant für Berufseinsteiger:innen?

Ich bin durch Zufall zu meinem Beruf gekommen. Meine Masterarbeit hatte sowohl Labor- als auch Programmieranteile. Zweiteres machte mir am meisten Spaß. Deswegen habe ich mich nach Möglichkeiten in dem Bereich umgeschaut. Während meiner Recherche für einen neuen Ansatz in meiner Arbeit, bin ich auf ein Video von meiner ehemaligen Tanzlehrerin gestoßen in dem es um ML Projekte geht. Daraufhin habe ich ein bisschen zu ihr recherchiert und herausgefunden, dass sie ebenfalls Biowissenschaften in Münster studiert hat und nach ihrer Promotion bei codecentric gelandet ist.

Ich habe sie daraufhin angeschrieben und gefragt, ob sie sich mit mir zusammensetzen und mir erzählen würde, wie sie dahin gekommen ist, wo sie jetzt arbeitet und was ihren Beruf ausmacht. Nach dem Gespräch bin ich zum Schluss gekommen, dass ich das auch gern probieren wollte. Daraufhin habe ich mich auf ein Praktikum bei codecentric beworben und das Glück gehabt, den Bewerbungsprozess zu bestehen. In meinem 3-monatigen Praktikum im Bereich Natural Language Processing habe ich Blut geleckt und meinem Chef gesagt, dass ich gerne bei der codecentric bleiben und mich hier weiter fortbilden möchte, wodurch ich schlussendlich IT Consultant geworden bin.

Der Beruf eignet sich für Berufseinsteiger:innen. Ich bin ja auch als Berufseinsteigerin gestartet. Dadurch, dass es Projektarbeit ist, lernt man schnell sehr viel. Man sollte schon ein paar Vorkenntnisse mitbringen können, z.B. im Bereich Datenanalyse und KI-Modellentwicklung. Auch programmieren können (vorallem in Python oder R) und sich mit grundsätzlichen Technologien auseinandergesetzt haben wie Git, MLOps oder der Cloud. Außerdem ist ein grober Überblick über die Themen, die im industriellen Kontext wichtig sind, von Vorteil. Als Berater:in solltest du auch gerne mit Kunden reden und Dinge gut erklären können, sowie die Lust haben dich in neue Sachen einzuarbeiten und im Team zu agieren.

Wie sehen die Rahmenbedingungen deines Jobs aus?

Man kann IT Beratung sowohl in Voll- als auch in Teilzeit machen. Wir haben allgemein sehr flexible Arbeitszeiten bei uns. Ich glaube, dass ist bei vielen anderen Beratungen ähnlich.

Wann ich starte oder meinen Arbeitstag beende, kann ich mir in der Regel selbst einteilen. Wichtig ist nur, dass ich immer zu den Zeiten da bin, wo ich Termine mit Kolleg:innen und Kund:innen habe und meine Verfügbarkeiten grob mit dem Team abgesprochen sind. Natürlich gibt es auch mal stressigere Zeiten, in denen es weniger flexibel ist, aber meistens kann ich mir selbst einteilen wann und von wo ich arbeiten möchte, solange ich meine Arbeit gut erledigen kann.

Ob und wie viel ich Home Office machen kann, ist projektabhängig. Der Kunde entscheidet, wie viel ich vor Ort sein soll. Reisebereitschaft sollte deswegen auf jeden Fall da sein. Auf der einen Seite, um zum Kunden zu kommen. Aber auch, um z.B. auf Messen zu gehen.

Ich habe 30 Urlaubstage im Jahr. Was das Gehalt angeht, ist unser Unternehmen z.B. auf Seiten wie Glassdoor verfügbar.

Anmerkung Redaktion: Das Gehalt laut Kununu liegt zwischen 47.700 € und 81.200 €, das Durchschnittsgehalt bei 66.100 € brutto pro Jahr. Die Angaben auf Glassdoor sind ähnlich.

Gibt es typische Karrierewege, die du als IT Consultant gehen kannst?

Das kann sehr unterschiedlich aussehen. Ich kann entweder mehr richtig Führungsposition gehen und Teams leiten, also Personalverantwortung haben. Oder ich kann mich in ein Thema vertiefen und mich darauf spezialisieren, also Experte werden. Es ist auch möglich das Thema zu wechseln, wenn ich mich auf einen anderen Bereich fokussieren will.

Neben der internen Entwicklung ist es auch möglich in ein anderes Unternehmen zu wechseln, wenn man nicht mehr projektbezogen arbeiten, sondern in einer Branche / bei einem Kunden bleiben will. Als Beratungsunternehmen lernen wir ja verschiedene Branchen und Themen kennen und können unsere Expertise auch gut im Unternehmen direkt verwenden.

Welche Fähigkeiten braucht man für den Job und wie erlernt man diese? Welche Tipps würdest du Interessierten auf den Weg geben, die deinen Beruf anstreben?

Als IT Consultant im Data Science- und Machine-Learning-Bereich solltest du auf jeden Fall programmieren können. Die vorherrschende Programmiersprache ist Python, manchmal wird auch R benutzt, allerdings ist das seltener. Die Skills habe ich während meines Studiums erworben. Konkrete Software-Kenntnisse in z.B. Docker und Git können dir helfen.

Genauso sind grundlegende Statistik-Kenntnisse sowie Skills in Datenanalyse und -visualisierung wichtig. Du solltest Daten verstehen und auch anderen erklären können. Zudem sollte man sich mit Machine Learning beschäftigen. Heutzutage kommt man ohne ML im Data Science-Bereich nicht mehr weit. Teste auch unterschiedliche Datentypen aus, z.B. strukturiert vs unstrukturierte Daten, Bild- oder numerische Daten, um ein gutes Verständnis zu entwickeln.

Man sollte sich zudem bewusst sein, was um den Data Science-Bereich herum wichtig ist, die Infrastruktur dahinter, z.B. was ist eine Cloud, was passiert nach der Modellentwicklung und wie wird mein Modell später deployed, genutzt und geupdated. Stichworte hierbei sind MLOps – Machine Learning Operations oder auch ML Engineering. Es gibt da zum Glück viele unterschiedliche Kurse, oft auch kostenlos z.B. auf Youtube oder Udemy.  Es ist auch gut, Trainingsprojekte zu absolvieren, z.B. bei Kaggles. Code-Challenges mitmachen. Einfach, um das Programmieren zu stärken.

Die meisten Programmierer, auch wenn sie studiert haben, bringen sich viel selber bei. Wer sich für den Bereich interessiert, sollte also wirklich offen sein, weiter zu lernen. Man braucht Lust am Knobeln, sonst ist man schnell frustriert. In dem Kontext hilft eine Stärke für logisches Denken. Zusammenhänge erkennen und übertragen zu können.

In den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist auch AI Assisted Coding mit Hilfe von ChatGPT, Copilot und anderen LLMs. Dort ist gerade sehr viel Bewegung, die dazu führt, dass sich die Arbeitsweise von Entwickler:innen stark verändert hat und weiter verändert. Wer neu einsteigen möchte, sollte sich auf jeden Fall damit beschäftigt haben und verstehen, wie diese Technologien im Arbeitsalltag helfen können.

Außerhalb der IT-Skills werden viele Soft-Skills gefragt. Die Arbeit im Team ist Alltag, genauso wie ständige Planung und Evaluierung von Aufgaben. Die meisten Unternehmen arbeiten agil, oder streben eine agile Arbeitsweise an. Zwei bekannte und viel genutzte Frameworks hierfür sind Scrum und Kanban. Dazu kann man auch Zertifizierungen machen, sowohl für Entwickler:innen als auch für andere Rollen wie Product Owner.

Zum Schluss ist einer der wichtigsten Skills Kommunikation. Als Consultant musst du gerne mit Leuten reden, zuhören und erklären können.

Gibt es noch etwas, was man wissen sollte oder du über deinen Beruf erzählen möchtest?

Data Science, ML Engineering oder generell Softwareentwicklung ist ein wirklich spannendes und sich immer wieder stark veränderndes Feld. Gerade aktuell durch die immer neuen Entwicklungen von KI ist viel in Bewegung, wodurch aber auch genau solche Rollen gesucht werden. Wenn du darüber nachdenkst, hier einen Job anzustreben, solltest du dir bewusst sein, dass sich deine Arbeitsweise und die Kenntnisse die du dafür brauchst immer wieder verändern werden. Das bietet einerseits viele Entwicklungsmöglichkeiten, ist aber auch nicht für jeden etwas. Such dir eine Stelle (oder auch ein privates Projekt), wo du ausprobieren kannst, was dir gefällt und erlaube dir dich zu entwickeln. Erwarte nicht, dass alles von Anfang an klappt und gehe in den Austausch, um von anderen zu lernen.

Zum Schluss, hast du einen Ratschlag oder eine Lektion, die dir in deinem eigenen Karriereweg geholfen hat?

Nur weil du ein Thema studiert hast, heißt es nicht, dass du dein Leben lang dort bleiben musst. Sieh es als einen Startpunkt an, von dem aus du explorieren darfst, was dir Spaß macht. Dir macht genau dieses Thema Spaß? Super! Dir machen die Themen drum herum viel mehr Spaß? Toll! Such dir einen Bereich, den du weiter ausprobieren möchtest und trau dich, nicht den gradlinigsten Weg zu gehen.

Und noch ein ganz konkreter Tipp: Wenn du eine Rolle / einen Job im Auge hast, komm mit Menschen ins Gespräch, die diese Rolle bereits ausführen. Frage sie, was ihnen gefällt und nicht gefällt, welche Tipps sie haben und wie du dorthin kommen kannst, wo sie sind. Ich habe noch mit niemandem gesprochen, der nicht gern geholfen hat und immer sehr viel aus solchen Gesprächen gelernt. Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg. 🙂

Vielen Dank für die spannenden Einblicke!

Wir hoffen, euch hat das Interview mit Anke gefallen. Könntet ihr euch vorstellen, in der IT zu arbeiten, so ganz ohne Bezug zur Biologie? Anke ist nicht die einzige, die den Wechsel vollzogen hat. Wer selber nicht den Fokus aufs Programmieren legen will, kann auch als Projektmanager anfangen.